NEIN! Wir lassen uns nicht verdrängen!

Montag, 15. Dezember 2008

Naziladen “Tønsberg” dichtmachen!

Antifa-Demo am 20.12banner

Die Kampagne gegen den Naziladen “Tønsberg” in der Dr. Kurt-Schumacherstr. 8
in Nürnberg läuft auf Hochtouren. Jeden Tag stehen AntifaschistInnen in der Straße und informieren PassantInnen über den so harmlos aussehenden Laden und sein Sortiment. Jeden Adventssamstag gibt es Kundgebungen vor dem Laden. Nun ist auch ein Termin für eine große Demonstration festgelegt.

DEMO| 20.12.08| 14 Uhr| vor dem K4 (Hbf Nbg.)
Kommt zahlreich auf die Demo und in den Antifa-Block.
Kommt mit FreundInnen und GenossInnen. Seid laut und radikal.

Erstveröffentlichung: redside.tk

Hintergründe der Marke “Thor Steinar”


Gegründet wurde die rechtsextreme Modemarke 2002 von Axel Kopelke, dem von lokalen AntifaschistInnen Verbindungen zur rechten Szene nachgesagt wurden. Nachweislich gesehen wurde er bei einer völkischen Sonnwendfeier, bei einem Liederabend mit dem Neonazi-Barden Frank Rennicke und bei einer NPD-Reichsgründungsfeier; unbestritten sind auch seine Kontakte zum überregional bekannten Neonazi-Kader und Geheimdienst-V-Mann Carsten Szczepanski. Auch seinem Kompagnon und Mit-Geschäftsführer Uwe Meusel sagt mensch Verbindungen in diese Richtung nach. Zitat Meusel über seine Haltung zum Rechtsextremismus: "Ich muss mich hier nirgendwo distanzieren."
Oft bekommt man die Aussage, dass "die Klamotten größtenteils einfach sensationell gut aussehen", zu hören, was ziemlich das Hauptproblem trifft. Trotz oder gerade wegen des Vertriebs durch die mehr als undursichtige Firma "Mediatex GmbH" kann mehr oder weniger gesagt werden, dass die Modemarke "Thor Steinar" ein Label von Nazis für Nazis ist und damit die Einnahmen in die Hände von rechtsextremen Menschenverächtern gelangen.
Natürlich ist nicht jeder bzw. jede der/die ein Kleidungsstück dieser Marke trägt gleich ein Nazi oder Neonazi, aber die Wahrscheinlichkeit zumindest einen Sympanten vor sich zu haben ist fast hundertprozentig. Und genau das versucht die "Mediatex GmbH" zu ändern, indem sie versucht der Marke "Thor Steinar" ein sportliches, schickes Image zu basteln, gerade auch indem gezielt mit "Outdoorbekleidung", z.B trendigen Snowboardhosen oder sogenannten "Windbrechern" (in gutem neu-deutsch Windbreaker), geworben wird.
Doch bei genauerem Hinsehen fällt schnell auf, dass das einzige Ziel ist rechsextremes Gedankengut salonfähig und "cool" zu machen und historisch verbürgte Verbrechen, wie die NS-Zeit oder die deutsche Kolonialisierung zu relativieren und zu verherrlichen. So gibt es Kleidungsstücke mit der Aufschrifft "Flugschule" und darunter drei Messerschmitt-Kampfflugzeuge oder auch "Sektion Wassersport" mit einem ca. 1936 gebauten U-Boot Typ darunter. Weitere Aufdrücke mit klarem NS- und Weltkriegsbezug sind unter anderem "Luftlande Division", "Wüstenfuchs", "Narvik" (eine Stadt in Norwegen, die im WW2 deutscher U-Boot Stützpunkt war) und "Nordmark" (Name eines KZ-ähnlichen Arbeitserziehungslagers in der Nähe von Kiel). Aber auch die "schöne" Zeit der imperialistischen Kolonialisierung Afrikas im Zuge des wilhelminischen Weltmachtstrebens wird mit T-Shirts, auf denen u.a. "Thor Steinar Expedition HEIA Safari", "...den platz an der Sonne Thor Steinar Expedition" und "Ostafrika Expedition" gedruckt ist, ausreichend gewürdigt. Zu guter Letzt wird noch mit "Ski Heil!" die Wintersport- bzw. mit "Weidmanns Heil!" die Jagdsaison eröffnet, um anschließend noch dem politischen Gegner unverhohlt zu drohen, damit auch antifaschistisch engagierte Leute ihren Spaß daran haben: Die dürfen sogar noch zwischen einem netten Shirt mit der Aufschrift "Hausbesuch" und darunter einem Maschinengewehr und einem weiteren Shirt mit stilisierten Blutflecken um den Spruch "KONTAKTFREUDIG & ERLEBNISORIENTIERT" wählen. Danke, das zweite, bitte!
Der Name "Thor Steinar" selber kann übrigens aus folgenden mythischen und historischen Persönlichkeiten konstruiert werden: Thor dem germanischen Donnergott und Felix Steiner, General der Waffen-SS und SS-Obergruppenführer. Steiner war als Kommandeur der 5.SS-Panzer-Division "Wiking" an der Ermordung von 600 Menschen jüdischen Glaubens beteiligt und setzte sich auch nach Kriegsende noch revisionistisch für die Waffen-SS ein und bezeichnete sie als "Bollwerk gegen den Kommunismus". Vor allem zeigt der Name die versuchte Verbindung nordisch-germanischer Mythen mit der Nazi-Zeit, das hatten wir ja auch schon einmal, nämlich im "Dritten Reich" selber.
All dies soll mit dem aufpolierten Image eines jugendlich wirkenden Unternehmens unter die Leute gebracht werden, in glitzernden Boutiquen die so gar nicht nach altem oder neuem braunen Mief aussehen wollen.
Das einzige wirksame Mittel dagegen ist öffentlicher Druck durch Demonstrationen, Kundgebungen und Presseberichte, sowie rechtzeitige Informierung der Bürger und Bürgerinnen durch Flyer, Gespräche etc.
Man glaubt gar nicht wie froh PassantInnen teilweise darüber sind, jede zweite Reaktion zeigt totale Betroffenheit und Unverständnis à la "das hätte ich ja nie gedacht", "das schaut ja gar nicht so aus" und "so eine Sauerei". Der Vermieter wäre inzwischen wohl auch schon ziemlich froh, wenn er seine Mieter aus der Doktor-Kurt-Schumacher-Straße 8 wieder los wäre.

NAZILÄDEN SMASHEN - MIT ALLEN MITTELN, AUF ALLEN EBENEN!


NAZIS, VERPISST EUCH!



Donnerstag, 11. Dezember 2008

Nazis und Polizei jagen Autonome

Griechenland vor dem Generalstreik: Erinnerung an die Zeit der Junta

Am 9. Dezember, dem Tag der Beerdigung von Alexandros und einen Tag vor dem Generalstreik, fand in Patras eine der größten Demonstrationen in der Geschichte der Verwaltungsmetropole statt. Bis zu 5.000 Menschen zogen unter schwarzen Fahnen und mit Transparenten gegen die Polizeigewalt durch die Straßen. Am Abend lernten sie diese Gewalt in einer Form kennen, die es seit dem Ende der Militärdiktatur, der Junta, so nicht mehr gegeben hatte. In einer perfekt synchronisierten Aktion griffen Polizisten und Faschisten gemeinsam die Demonstration an. Augenzeugen fragen sich vor dem Hintergrund des heutigen Generalstreiks, ob die in die Enge getriebene Regierung, sich der Faschisten als nützliche Idioten bedienen wird.
Der Dienstag begann mit einer der größten Kundgebungen in der Geschichte von Patras. Zwischen 3.000 und 5.000 Menschen waren dem Aufruf lokaler anarchistischer Kollektive zu einer Demonstration anlässlich der Beerdigung von Alexandros gefolgt. Während der Demonstrationszug durch die Straßen der Stadt zog, die mit rund 120.000 Einwohnern das Verwaltungszentrum Westgriechenlands darstellt, begann die Polizei große Mengen an Einheiten rund um ihre Zentrale zusamenzuziehen, um diese vor den wütenden Menschen zu schützen.
Gegen Ende der Demonstration ging die Polizei zum Angriff über und zwang die TeilnehmerInnen gewaltsam zum Rückzug Richtung der Parartima, des historischen Universitätsgebäudes der Stadt. Kurz darauf begann ein bis dahin nicht für möglich gehaltener Angriff: Dutzende von Faschisten, die offensichtlich aus ganz Griechenland zusammengekarrt worden waren, griffen die Demonstration mit Messern und Steinen an. Der Überfall war perfekt mit der Polizeistrategie koordiniert, Augenzeugen sprechen sogar davon, dass die Faschisten Leute festgenommen und der Polizei ausgeliefert haben. Für die älteren TeilnehmerInnen der Demonstration kehrte in dieser Nacht die Vergangenheit zurück: Sie sahen sich attackiert von einem Mob, der Tränengasgranaten aus dem Arsenal der Polizei nach ihnen warf und dabei "Blut - Ehre - Goldene Dämmerung", den Namen einer faschistischen griechischen Organisation, brüllte. Für eine Nacht schienen die Jahre des Obristenregimes, der Junta, zurückgekehrt, in denen die Faschisten als verlängerter Arm des Staates die Bevölkerung terrorisierten.
Unter dem Eindruck der kombinierten Angriffe von Polizei und Faschisten mussten sich die verbleibenden rund 500 DemonstrantInnen in Gruppen in umliegende Wohnungen zurückziehen. Versuche der Polizei und von Faschisten, einige Wohnungen zu stürmen, konnten verhindert werden.
Die bügerlichen Medien machten aus den Faschisten, in nahezu wortgleichen Meldungen, umgehend "lokale Geschäftsleute", die ihr Recht "in die eigenen Hände genommen hätte". Wenn man einmal von dem Umstand absieht, dass keinerlei lokale Geschäfte während der Demonstration in Mitleidenschaft gezogen worden waren, strafte sich diese Presse mit ihren Bildern umgehend selbst Lügen. Dort waren die vorgeblichen "Ladenbesitzer" und "gesetzestreuen Bürger" abgebildet: Sie hatten Sturmhauben aufgesetzt und hielten Messer in der Hand!
Dafür, dass es sich bei dem Zusammenspiel von Polizei und Faschisten nicht um ein zufälliges Ereignis, sondern um eine geplante und koordinierte Aktion handeln könnte, spricht noch ein weiteres Detail. Im griechischen Indymedia-Netzwerk berichteten seit Montag Menschen aus mindestens zwei Dutzend Städten übereinstimmend, dass Polizisten lokale Ladenbesitzer aufgefordert hätten, ihre Läden am Dienstag zu verbarrikadieren und sich zu schützen. An allen Orten habe man den Ladenbesitzern erzählt, am Dienstag, dem Tag der Beerdigung würden Busladungen von Anarchisten, wahlweise aus Athen oder Thessaloniki in ihrer Stadt einfallen, um diese zu verwüsten. BeobachterInnen sehen das gezielte Vorbereitung mit dem Ziel, Überfälle wie den in Patras zu legitimieren.
AktivistInnen in Griechenland nehmen die unglaublichen Vorfälle in Patras sehr ernst. Vor dem Hintergrund einer in die Enge getriebenen und um ihre Pfründe fürchtenden Regierung und einer Polizei die kein Mittel gegen die Wut einer ganzen Generation zu finden scheint, ist es zumindest nicht ausgeschlossen, dass die Behörden erneut die faschistischen Kettenhunde von der Leine lassen, derer sie sich auch in der Vergangenheit immer schon einmal wieder bedient haben. Umso verlockender, als sie sich die Faschisten gleich auf dreierlei Art zunutze machen könnte: Zum ersten, um die Drecksarbeit zu erledigen, für die die Polizei zu sehr im Licht der Öffentlichkeit stünde, zum zweiten, weil man den faschistischen Mob zugleich noch als Anwort der "anständigen Bürger" medial verdrehen kann und zum dritten, weil die dadurch transportierte Angst vor einem angeblichen Bürgerkrieg zwischen "den Jugendlichen" und "den Bürgern" einen Vorwand zu einem härteren Durchgreifen der Polizei liefert und den Staat als Retter aus der - von ihm selbst geschaffenen - Not legitimiert.
Die kommenden Tage und der Generalstreik werden deshalb von vielen als sehr kritisch angesehen. Wobei sich schon jetzt die Zeichen mehren, dass die großen reformistischen Gewerkschaften den Generalstreik nutzen werden, um der Regierung zu helfen, die Welle der Proteste zu beenden. Eine ursprünglich angesetzte Demonstration durch die Straßen von Athen wurde kurzfristig von den Gewerkschaftsvorständen abgesagt und durch eine statische Kundgebung in der Nähe des Parlamentes ersetzt.

Erstveröffentlichung: fau.org

Soli-Demo in Nürnberg

50 Autonome protestierten spontan in der Nürnberger Innenstadt.
Ca. 50 Menschen haben gestern in der Nürnberger Innenstadt ihre Solidarität mit den griechischen GenossInnen gezeigt und gegen die weltweite Polizeigewalt demonstriert.
Anlass für die unangemeldete Spontandemonstration war die Ermordung des 15-jährigen Alex Grigoropoulos der durch 2 Polizisten in Athen erschossen wurde.
Mit 2 themenbezogenen Transparenten zog die lautstarke Demonstration vom Nürnberger Hauptbahnhof durch die gut gefüllte Nürnberger Innenstadt. Mit Böllern und Raketen sowie Parolen wie „Polizisten sind Mörder“, „Dessau, Athen, ACAB" und "No justice, no peace, fight the police!" haben die DemonstrantInnen auf sich und die Thematik aufmerksam gemacht.
Die Bullen waren für ihre Verhältnisse total machtlos und es blieb ihnen nichts anderes übrig als mit 4 Streifenwägen hinter der Demo herzufahren.
Die Demo löste sich dann am Hauptmarkt (an dem z.Zt. der Nürnberger Weihnachtsmark stattfindet) auf und die DemonstratInnen konnten sich unter die WeihanachtsmarktbesucherInnen mischen und verschwinden!

Insgesamt war es eine sehr gelungene Aktion!

In Erinnerung und Gedenken an all die GenossInnen die ihr Leben für den Kampf gegen die kapitalistische Weltordnung geben mussten!

R.I.P. Alex

Erstveröffentlichung: indymedia.org

Mittwoch, 10. Dezember 2008

Trauerfeiern werden zu erneutem Protest

Am frühen Morgen des 9.11. gab es in Athen nur noch sporadische Aktionen. Die Situation hatte sich einigermaßen beruhigt, die Polizei war jedoch weiterhin in Alarmbereitschaft. Kurz vor der Beerdigung von Alexis Grigoropoulos, ist es am frühen Dienstagnachmittag in Athen erneut zu Auseinandersetzungen gekommen. Die konservative griechische Regierung gerät wegen der seit Tagen andauernden schweren Krawalle zunehmend unter Druck, ein Regierungssprecher dementierte Gerüchte, dass ein landesweiter Ausnahmezustand ausgerufen werden könnte.

Neue Proteste am Tag der Beerdigung
Am Vormittag floss der Verkehr auf dem zentralen Syntagma-Platz vor dem Parlament nahezu normal, auch wenn die Ampeln nach wie vor nicht funktionierten. Fahrzeuge der städtischen Müllabfuhr sammelten die Fensterscherben von Banken und Geschäften ein. Rauch- und Reizgasschwaden führten immer noch zu Atemnot. Auf den großen Einkaufsstraßen Panepistimioiu und Akademias hielten sich Passanten Tücher und nasse Lappen vor das Gesicht. Zunächst hatten sich heute im Laufe des Tages viele Schüler auf dem Syntagma-Platz vor dem Parlament versammelt, um an des getöteten Jugendlichen zu gedenken. An der Spitze des Demonstrationszugs hielten Lehrer ein Spruchband mit der Aufschrift „Verantwortlich ist die Regierung“ hoch. Auf zentralen Plätzen vieler Städte des Landes gedachten zeitgleich zehntausende Schüler des 15-Jährigen. In Athens Innenstadt kam es dann vorübergehend erneut zu Zusammenstößen zwischen Schülern und der Polizei. Aus einer Demonstration von rund 5000 Schülern lösten sich rund 200 Jugendliche heraus und bewarfen die Polizei mit roter Farbe. Andere warfen Steine und Latten auf die Beamten vor dem Parlamentsgebäude, wie das Fernsehen zeigte. Die Polizei setzte massiv Tränengas ein, um die Menschen auseinander zu treiben. In Thessaloniki marschierten Demonstranten mit Transparenten, auf denen „Der Staat tötet“ oder „Alexis, du lebst und du führst uns an“ geschrieben stand.
Viele Tausende nehmen an der Trauerfeier teil
Die Beerdigung begann um 14.00 Uhr (MEZ) im südlichen Athener Stadtteil Paleo Faliro. Anlässlich seiner Beisetzung blieben alle Schulen und Universitäten in Griechenland geschlossen. Auf dem kleinen Friedhof waren außer engen Verwandten und Freunden des Toten auch Schülervertretungen aus zahlreichen Gymnasien Athens und aus Piräus zusammengekommen. Schulen aus Kreta und Nordgriechenland schickten Kränze und Blumen. „Weiße Nelken überall“, sagte ein Mädchen. „In unserem Glauben symbolisieren diese Blumen die Unschuld. Und der Junge war unschuldig. Er hatte keine Zeit zu sündigen.“ Die Polizei beobachtete von einem Hubschrauber aus und aus einiger Entfernung die Trauerfeier. Rund um den kleinen Friedhof versammelten sich ca. 6000 Menschen. „Als ob sie den Jungen schützen wollten“ - so beschrieb eine Fernsehreporterin die Szene. Die Mutter, der Vater und die Schwester des Jungen hatten gebeten, keine Fernsehkameras zuzulassen. Sie wollten keine große Trauerfeier. Doch diese Entscheidung schien nicht mehr in ihrer Hand zu liegen. Nicht nur die Schüler, sondern auch Tausende aus Palaio Faliro kamen, um ihr Beileid auszudrücken. Für die meisten war auf dem kleinen Friedhof kein Platz. „So voll war es hier noch nie“, sagte ein Priester. Als der Sarg nach der Trauerfeier aus der Kirche kam, begleiteten ihn die Anwesenden mit Beifall. „Es ist der letzte Beifall für einen Jungen, den die Polizeigewalt von uns genommen hat“, sagte ein Schüler im Radio. Einige seiner Freunde weigerten sich zu gehen. Auch als die Dunkelheit hereinbrach, standen noch immer einige junge Leute am Grab.
Neue Unruhen nach der Beerdigung
„Bullen, Schweine, Mörder" und „das vergossene Blut fordert Rache“, riefen einige. Nach der Beerdigung kam es rund 200 Meter vom Friedhof entfernt abermals zu Auseinandersetzungen. Demonstranten warfen mit Steinen und Eisenstangen und setzten Müllcontainer in Brand. Die Polizei setzte massiv Tränengas ein, um die Menge auseinander zu treiben, Beamten jagten Jugendliche durch die Straßen. Vor dem Friedhofsgelände haben sich am Abend 150 Demonstranten versammelt, die Müllberge anzünden und Barrikaden errichten. Es gab sehr heftige Reaktionen seitens der Polizei gegen die 14-17 Jahre alten Jugendlichen. Sogar die Mainstreammedien, die normalerweise Polizeiberichte direkt veröffentlichen um die Taten der Polizei zu verdecken zeigen Riot Polizeieinheiten, wie sie 15 Jahre alte Jungen und Mädchen schlugen. Im griechischen Fernsehen sieht man nonstop Bildschleifen, die in den deutschen Nachrichten bisher noch nicht liefen. Die Polizei verprügelt unbeteiligte Menschen, diese Bilder ernten in der Bevölkerung absolute Empörung, viele blieben davon nicht unbeeindruckt, die Wut gegen den Staat an sich wächst. Ein SPIEGEL-TV-Team berichtete von Warnschüssen, von der Polizei hieß es dazu, ein Beamter sei von mehreren Autonomen eingekreist worden. Er habe dann mindestens zwei Mal in die Luft geschossen, um die Jugendlichen in die Flucht zu schlagen. In der Hafenstadt Patras besetzten Demonstranten das Hauptquartier der Polizei. Rund 500 Demonstranten in das Gebäude ein und warfen dabei Steine und Molotow-Cocktails, wie die Polizei am Dienstag in der Hafenstadt mitteilte. Die Polizei habe Tränengas eingesetzt und versucht, die Demonstranten zurückzudrängen. Vor dem Angriff auf das Polizeigebäude hatte es in Patras drei Demonstrationen von Schülern und Studenten gegeben.
Generalstreik findet wie geplant statt
„Auf den Straßen trauert heute eine ganze Generation“, sagte Papandreou, er rief zu friedlichen Protesten am Tag der Beisetzung auf. Die Menschen sollten „gegen die Gewalt des Staates demonstrieren, gegen die Gewalt gegen Landsleute“. Ministerpräsident Kostas Karamanlis beriet am Dienstag mit Präsident Karolos Papoulis nach Wegen zur Beendigung der Gewalt und wollte später auch mit anderen Spitzenpolitikern beraten. „Niemand hat das Recht, diesen tragischen Vorfall als Alibi für Aktionen der rohen Gewalt zu missbrauchen, für Aktionen gegen unschuldige Menschen, gegen ihr Eigentum, gegen die ganze Gesellschaft und gegen die Demokratie“, sagte Karamanlis. Unruhestifter könnten nicht mit Nachsicht rechnen. Ein Regierungssprecher dementierte Gerüchte, dass ein landesweiter Ausnahmezustand ausgerufen werden könnte, auch wenn in der Bevölkerung viele Gerüchte di Runde machen. „In erster Linie wollen wir Menschenleben schützen“, sagte am Dienstagmorgen der Innenminister Prokopis Pavlopoulos. Der Vorsitzende der oppositionellen Sozialisten (PASOK), Giorgios Papandreou, warf dem Kabinett vor, verantwortlich für die Ausschreitungen zu sein: „Die Regierung ist gefährlich geworden für Griechenland und das griechische Volk.“ Die Krawalle seien Folge der Regierungspolitik. Die griechischen Gewerkschaften halten an dem für morgen geplanten Generalstreik gegen die Wirtschaftspolitik der konservativen Regierung fest. Die Streikvorbereitungen liefen unverändert, erklärten die beiden größten Gewerkschaftsdachverbände GSEE und ADEDY am Dienstagabend. Wegen der umfangreichen Streiks, an denen sich auch die Fluglotsen beteiligen, soll der griechische Luftraum ab Mitternacht Ortszeit (23.00 Uhr MEZ) für 24 Stunden geschlossen werden, der öffentliche Verkehr dürfte am Mittwoch weitgehend lahmgelegt sein. Der Ministerpräsident Kostas Karamanlis hatte an die Gewerkschaften appelliert, auf den Streik zu verzichten, um nicht noch mehr Öl ins Feuer zu gießen. Die Streikenden planen dabei auch Solidaritätsaktionen. Wegen der drohender Ausschreitungen werde es jedoch nur eine zentrale Kundgebung und keine Demonstration durch die Straßen Athens geben hieß es.
Der neue Sachschaden lässt sich noch nicht beziffern
Neben der Universität, in der Nähe des Platzes, wo auch das Parlament steht, gibt es nahezu kein Geschäft und keine Bank, die nicht beschädigt sind. Viele Ladenbesitzer haben ihre Geschäfte verbarrikadiert, einige Imbissbuden geöffnet. Nach griechischen Medienangaben gab es sporadische Aktionen rund um die Technische Universität, in der sich noch einige Leute verbarrikadiert haben. Ein großes schwarzes Transparent hängt an der Fassade. Darauf steht: „Mörder! Ein Mensch am Boden, Tausende auf der Straße.“ Wie die Polizei am Dienstagmorgen mitteilte, wurden 173 Menschen festgenommen. Über 100 Menschen erlitten Medienberichten zufolge Verletzungen. Der Vorsitzende des griechischen Journalistenverbandes, Panos Sombolos, sprach von den schwersten Unruhen seiner 30 Berufsjahre. Das Ausmaß der neuen angerichteten Schäden konnte am Dienstag noch nicht beziffert werden. In Athen waren zahlreiche Geschäfte sowie Hotels, Banken und Autos in Brand gesetzt worden. Viele Medien berichteten, Aufständische hätten für einige Zeit die Innenstadt unter Kontrolle gehabt. Unter anderem brannte ein vierstöckiges Gebäude der Fluggesellschaft Olympic Airways völlig aus. „Nacht des Terrors“, lautete der Tenor in der Zeitung "Apogevmatini". Der Athener Bürgermeister Nikitas Kaklamanis sagte, in der Nacht zum Dienstag seien rund 1.000 Mülltonnen in Brand gesetzt worden, meist für die Errichtung von Barrikaden.
Neue Solidaritätsaktionen in Deutschland und Europa
Das Indymedia Center von Athen ist oft nicht erreichbar, weil zu viele Menschen zur gleichen Zeit den Server erreichen wollen. Die griechischen Massenmedien scheinen ein enormes Interesse an den Solidaritätsaktionen in anderen Städten und Ländern zu haben. Die Aktivisten in Griechenland rufen zu internationalem Protest vor griechischen Botschaften auf. Es kam im Laufe des Tages zu weiteren Protesten in einigen europäischen Städten, darunter unter anderem in Paris. Auch in deutschen Städten hielt der Protest an, nach Polizeiangaben protestierten etwa 100 Menschen in Frankfurt zunächst friedlich mit Transparenten und Plakaten vor dem Generalkonsulat im Frankfurter Stadtteil Bockenheim. Danach habe sich die Menge in mehrere kleine Gruppen aufgeteilt. Einige Demonstranten seien in Richtung Innenstadt gelaufen, die anderen zum Westbahnhof. Auf dem Weg stießen sie laut Polizei Bauzäune um, warfen Mülltonnen auf die Straße und zertrümmerten die Fensterscheibe einer Bank. 13 Personen seien vorübergehend festgenommen worden, mittlerweile allerdings wieder auf freiem Fuß. Auch in Dresden kam zu Ausschreitungen. Dutzende Menschen haben in der Innenstadt Mülltonnen und Bauzäune auf die Straßen gezogen und ein Polizeiauto beschädigt. Die Gruppe aus 20 bis 30 schwarz gekleideten und teils vermummten Personen sei zuerst eine Einkaufsstraße entlang gezogen und dort Flugblätter verteilt, die auf die Vorgänge in Griechenland Bezug nahmen, teilte die Polizei mit. In Berlin gab es einen Angriff gegen die Fensterscheiben einer Bank, ein Mann wurde dabei vorläufig festgenommen, der Polizeiliche Staatsschutz habe die Ermittlungen übernommen, hieß es von Seiten der Berliner Polizei. Auch in Leipzig, Konstanz, Rostock, Bremen, Hannover, Potsdam und Schneverdingen gab es Solidaritätsbekundungen.

Erstveröffentlichung: indymedia.org

Mehr und aktuellere Infos gibt´s auf http://alexisg.blogsport.de

R.I.P. Alexis, we will never forget!

Dienstag, 9. Dezember 2008

Athens is burning

Am Samstag den 6. Dezember wurde der 15jährige Alexis Grigoropoulos von einem Polizisten in Athen erschossen. Die Erschießung von Alexis fand statt vor dem Hintergrund zahlreicher politischer Auseinandersetzungen. Der größte Teil der griechischen Gefangenen befand sich bis vor kurzem in einem Hungerstreik für bessere Haftbedingungen, an den Universitäten des Landes brodelt die Unruhe und am Mittwoch beginnt ein schon länger angesetzter Generalstreik gegen die Politik der Regierung. Ein Ort wo viele solcher Kämpfe zusammentreffen ist der Athener Stadtteil Exarchia. Als ein Streifenwagen der Polizei dort am Samstag mit Steinen beworfen wurde, hat ein Beamter seine Pistole gezogen und dreimal geschossen. Eine Kugel traf Andreas in die Brust, er starb noch auf dem Weg ins Krankenhaus. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Polizisten der abgedrückt hat Totschlag vor. Er selbst sagt es waren Warnschüße. Wir sagen es war Mord! In ganz Griechenland ist es daraufhin zu Protesten gekommen. Universitäten wurden verbarrikadiert, Verkehrswege blockiert und mehrere große Demonstrationen fanden statt. In fast allen Landesteilen Griechenlands bleiben die Schulen aus Protest gegen die Ermordung von Andreas geschlossen. Innenminister Prokopis Pavlopoulos und sein Stellvertreter haben ihren Rücktritt angeboten, aber Ministerpräsident Konstantinos Karamanlis lehnte ab. Der Protest geht weiter, entwickelt sich zur Revolte und deren findet sich auch in anderen europäischen Städten wieder. In London und Berlin wurden Botschaften besetzt und in vielen Städten gibt es Solidaritätsdemonstrationen. In Athen wurde auf uns alle geschossen! Wir sind wütend und bestürzt über die Schüsse in Athen. Wir sehen darin keinen Einzelfall und auch kein überreagieren eines einzelnen Beamten, sondern einen roten Faden der Repression welcher von Genua über Göteborg nach Athen reicht. Der Einsatz von Schußwaffen gegen Demonstrant_innen ist kein Einzelfall. Wir erinnern uns z.B. an die G8/ASEM Demonstration, während der ein Polizist in Hamburg seine Pistole zog. Vom Hamburger Innensenator gab es für diese letzte Maßnahme unmittelbar vor dem Schuss volle Rückendeckung: Der Polizist habe gemäß seiner Einsatzvorschriften gehandelt. Der SPD reichte selbst das nicht: Sie fordert mehr „Härte gegen linke Straftäter“ und hetzt gegen politische Bewegungen. Dieser Zynismus hat seine blutige Entsprechung in Exarchia gefunden. Die Schüsse auf Alexis sind Ausdruck und Spitze einer europaweit zunehmenden Repressionsspirale die zunehmend mehr Tote fordert. Unter dem Stichwort der Inneren Sicherheit werden Gesetze verschärft und die Überwachung totalisiert. Werden Flüchtlinge an den Außengrenzen in den Tod getrieben, werden vermeintliche Dealer mittels Brechmitteln ermordet, wird auf diejenigen die diese Verhältnisse angreifen scharf geschossen. Alexis war nicht unschuldig. Er war schuldig für ein besseres Leben eingetreten zu sein. Er ist wie wir ein „Rebell ohne Grund“, weil die kapitalistische Wirklichkeit uns Grund genug zur Auflehnung und Revolte ist. Weil wir die Rationalität und vermeintliche Sachlichkeit der heimgekehrten Cohn-Bendits und Joschka Fischers verachten. Einen Frieden mit einem System das weltweit Armut, Krieg und Ausbeutung exportiert. Wir lehnen uns auf, weil wir ein Leben leben wollen, dass diesen Namen verdient. Alexis ist uns Freund und Weggefährte. Er ist nicht verschwunden, sondern anwesend. In unseren Kämpfen, unserem Begehren, der Explusion unserer Wut. Sein Name hallt, wie die Schüsse die ihn getötet haben, von den Wänden der Städte. Man hört seine Schritte in den Straßen. Sie erzählen von unserem und seinem Trotz nicht klein beizugeben. Dem Mut und der Notwendigkeit dem vermeintlich Unabänderlichen zu widersprechen und ein für allemal in Richtung einer gerechteren Welt in Bewegung zu geraten. Einer Welt die Unterdrückung und Ausbeutung, Sexismus und Rassismus nicht als gegeben hinnimmt, sondern die den Aufstand probt. Einem Alltag der sich von Kapitalismus und Lohnarbeit befreit. Der jeden Tag aufs neue die falschen Wahrheiten und Normen die wir vorfinden in Frage stellt. Regierung stürzen! Wir sind an der Seite der hungerstreikenden Gefangenen in Griechenland, der kämpfenden Stundent_innen, der Streikenden in den Fabriken, Büros und Läden. Wir sind auf der Straße mit den Autonomen in Exarchia und den Schüler_innen die ihre Schulen besetzen. Wir sind an der Seite aller dieser Menschen weil unsere Sehnsucht nach Veränderung sich auf der Straße trifft. Weil die Welt ein Dorf ist und wir mittendrin. Weil Regierung stürzen auf griechisch das selbe meint. Wir die selbe Sprache sprechen, die gleichen Lieder mögen und das Glas bei den hohen Tönen splittert.
Hören wir nicht mehr auf schreien!


ALEXIS PRESENTE!

NO JUSTICE, NO PEACE!

„Das war Krieg!"

Sie sind, davon ist leider auszugehen, bestimmt stolz darauf, dass es ihnen wieder einmal gelungen ist, die hässlichen Fratze des Fußballs in den Vordergrund zu stellen. Beim Spiel SSV Reutlingen gegen 1.FC Nürnberg II (0:4) sorgten 53 ausnahmslos schwarz gekleidete, teilweise vermummte Club-Chaoten für einen Großeinsatz der Polizei. Club-Chaoten sorgen für Randale in Reutlingen. Großeinsatz der Polizei, ein verletzter Ordner, 53 Verfahren eingeleitet.

"Es herrschte richtig Panik"

Wolfgang Gattinger, der Stadionsprecher in Reutlingen, ist noch immer schockiert: „Was ich am Samstag erlebt habe, das war Krieg. Unglaublich.“ Zehn Minuten vor dem Anpfiff hatte die Randale ihren Anfang genommen. Die Gewalttäter stürmten laut Gattinger das Vereinsheim, „schlugen mit Latten die Menschen blutig, zündeten Feuerwerkskörper“. Die friedlichen SSV-Fans und Familien mit Kindern flüchteten, ein Ordner wurde verletzt. „Es herrschte richtig Panik“, berichtet Gattinger.

Damit gab sich der Nürnberger Pöbel aber nicht zufrieden. Gattinger beschreibt die Szene im Detail: „Sie haben den Gästeblock gestürmt, den versperrten Zugang aufgebrochen und die Zäune demoliert – dann war endlich die Polizei mit zehn Streifenwagen da.“ Dennoch gelang es den Randalierern, Feuerwerkskörper aufs Feld zu werfen, die Mannschaften mussten zurück in die Kabine. Dann endlich hatte die Polizei die Situation vor 1500 Zuschauern im Griff. Eintrittskarten soll keiner der Krawallmacher gehabt haben. Frank Steurer von der Reutlinger Polizei: „Wir konnten die Nürnberger im Block fixieren.“ Von allen wurden die Personalien auf genommen – sie müssen mit Strafverfahren und Stadionverbot rechnen.

"Sämtliche Mittel mit voller Härte ausschöpfen"

„Die Rechtssprechung muss sämtliche Mittel mit voller Härte ausschöpfen“, fordert Club-Trainer René Müller. „Im Nachhinein bin ich froh, dass unser Spiel bei Waldhof Mannheim am 23. November bewusst auf den gleichen Tag wie das Derby unserer Profis gegen Fürth verschoben wurde. In Mannheim hätte es wohl richtig gebrannt.“ Dennoch kann sich Müller über die drei Punkte nach Toren von Markus Fuchs, Ahmet Kulabas, Michael Krämer und Kai Gehring freuen: „Wir waren sehr konzentriert und bissig, hätten noch höher gewinnen müssen.“ Was in fünf Spielen zuvor mit nur zwei Punkten nicht der Fall war

Quelle: Abendzeitung Nürnberg

Bei einem Regionalliga-Fußballspiel des SSV Reutlingen gegen die zweite Mannschaft des 1. FC Nürnberg ist es am Samstag in Reutlingen zu massiven Ausschreitungen gekommen.

Wie die Polizei am Sonntag mitteilte, ging die Stadionrandale von 53 teilweise vermummten Nürnberg-Fans aus. Die Polizei habe mehrere Anrufe völlig aufgelöster Spielbesucher erhalten, in denen es hieß, die Gruppe habe das Stadion regelrecht gestürmt.

Den Angaben zufolge beleidigten die Randalierer die SSV-Fans, schmissen mit Mülleimern, Kanthölzern und Flaschen um sich und verletzten einen Ordner. Anschließend brachen sie einen verschlossenen Gästeblock auf. Schnell angerückten Polizeikräften sei es zu verdanken, dass nichts Schlimmeres geschah, hieß es. Von den 53 Krawallmachern wurden die Personalien erhoben. Sie müssen mit Strafverfahren und einem Stadionverbot rechnen.
Quelle: die-topnews.de

Wie aus beiden Artikeln und auch aus dem Online-Auftritt des SSV Reutlingen ersichtlich wird, "wurde die Partie [SSV Reutlingen gegen den 1. FC Nürnberg II] von Ausschreitungen einer "Fan"-Gruppierung im Gästeblock" überschattet, wobei es zu massiven Gewaltexzessen kam.
So kam es zunächst zu einer blutrünstigen Auseinandersetzung mit Reutlinger Ultras und einem widerrechtlichen Eindringen in den Gästeblock des Kreuzeichestadions, wo dann im Anschluss sogar noch diverse "Feuerwerkskörper" gezündet wurden. Gottseidank konnte "die eintreffende Polizei [...] die Situation jedoch beruhigen" (alle Zitate von ssv-news.de).
Während in Reutlingen Experten noch damit beschäftigt sind die Todesopfer dieser infernalen Ereignisse zu zählen und die Schäden in Millionenhöhe zu beziffern, hat in Nürnberg, angeheizt von der Abendzeitung, die Diskussion begonnen, wie mit den "Chaoten" umgegangen werden soll. BeobachterInnen werden schmerzhaft an die letzte Saison erinnert: Damals hatten im Rahmen eines Auswärtsspiels in Frankfurt ähnlich Verrückte versucht mit ca. 23.000 Bengalen den Weltuntergang herbeizuführen. Gerüchten zu Folge können sich die LeserInnen der AZ in den nächsten Tagen per Telefonumfrage zwischen den Möglichkeiten Einschläfern und Zwangsarbeit in Sibirien abstimmen. Die natürlich beste und wünschenswerte Alternative wäre allerdings eine Verurteilung vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag ("Das war Krieg!").
Es ist immer wieder erschreckend zu sehen, wie leicht die sogenannte "Masse" sich vor den Karren der Medien spannen lässt und deren vorgegebene Denkmuster unreflektiert und ohne jede kritische Betrachtung hinnimmt und vor allem leider auch übernimmt.
Anstatt dass beim Durchschnittsleser und bei der Durchschnittsleserin dieses seriösen Blattes irgendwelche Alarmglocken klingeln würden, wenn eine weitestgehend interne Auseinandersetzung unter Ultras-Gruppen mit millionenfachem Mord für wirtschaftliche Interessen verglichen wird, kommt es leider nur zum altbekannten "Sabber"-Reflex und es wird in die große weite Welt hinausgeschrien, dass so etwas "doch a Schande für den Glubb und ganz Nämberch" sei.
Und all jene die durch weltweite Kriege und den Kampf gegen den Terrorismus ihren Tod gefunden haben, verkrüppelt oder vergewaltigt worden sind, ja die würden sich über solch schöne Relativierungen sicherlich auch freuen, wenn sie nur noch die Möglichkeit hätten die AZ zu lesen. Ich bin mir bewusst, dass ich gerade polemisch, hart und unfair bin, weshalb ich von jetzt an auch die Ungerechtigkeiten dieser Erde außen vor lassen und meinen Blick zurück in die schönste Stadt der Welt bemühen möchte. Dort ist nämlich das "Skandalspiel" nicht nur der AZ aufgefallen, sondern auch den Nürnberger Polizeibehörden und deren Kollegen im Rest der Bundesrepublik. Zudem werden binnen der nächsten Tage werden 53 sogenannte "Fußballfans" ziemlich unerwünschte Post bekommen, welche ihnen auf absehbare Zeit ihre Lieblingsbeschäftigung und einen wichtigen, wenn nicht den wichtigsten, Lebensinhalt rauben wird. Vor dem Stadion sitzen, wenn die Freunde rein gehen um dort alles zu geben. Vor dem Stadion sitzen, wenn drinnen ihr Verein, der 1.FC Nürnberg spielt. Vor dem Stadion in einer wildfremden Stadt sitzen und von irgendwelchen Bullen schikaniert werden. Für diese 53 Leute war der gestrige 4:0 Sieg gegen Hansa Rostock vermutlich für unerträglich lange Zeit das letzte Spiel.
Ob außer den Freunden irgendwann irgendjemand merken wird, dass es leiser geworden ist im Max-Morlock-Stadion und bei den Auswärtsspielen? Dass es genau die "Chaoten" waren, die in Zeiten von Kommerzialisierung, Montagsspielen und Ignorieren von Fan-Protesten nach wie vor Stimmung gemacht haben und alles für den Verein gegeben haben?
Mit am meisten Verständnis wird man vermutlich in Reutlingen haben, bei der "Szene E", also bei den angeblichen "Opfern". Die werden nämlich sicherlich auch bald wieder "Täter" sein werden und von dem Medien als "brutale Schläger" und "Chaoten" diffamiert werden.
Nichts belegt die mediale Heuchelei besser.

Liberta per gli ultra!

Gegen Polizei und Sadionverbot!

Montag, 1. Dezember 2008

Tønsberg in Nürnberg dichtmachen

MediaTex GmbH - dein Untergang heißt Antifa!

stop thor steinarAm Freitag, den 28. November 2008 hat in der Kurt-Schumacher-Straße 8 beim Nürnberger Kornmarkt ein Geschäft der bei Neonazis beliebten Kleidungsmarke “Thor Steinar” eröffnet.

Bereits am Eröffnungstag protestierten über 30 AntifaschistInnen gegen den Nazi-Laden und klärten PassantInnen über die Hintergründe der Marke „Thor Steinar“ auf.

Weiterer Widerstand folgte bereits am folgenden Tag. So organisierte das Antifaschistische Aktionsbündnis Nürnberg (AAB) eine Demonstration gegen das Bekleidungsgeschäft „Tønsberg" in der Doktor-Kurt-Schumacher-Straße 8:

Am Samstag, den 29.11. demonstrierten 150 AntifaschistInnen gegen ein Bekleidungsgeschäft der rechtsextremen Marke „Thor Steinar“ am Kornmarkt.
Nach den erfolgreichen antifaschistischen Kampagnen in Hamburg und Berlin, die nach wenigen Monaten zur Schließung der Nazi-Läden geführt haben, wird auch in Nürnberg weiterer Protest zu erwarten sein.
Am Ende der heutigen Demonstration kam es am Kornmarkt zu Übergriffen durch die Polizei. Diese setzte Schlagstöcke und Pfefferspray ein und verletzte dabei mehrere Personen teils schwer.
Die Proteste richten sich gegen den Laden „Tønsberg“, in der Doktor-Kurt-Schumacher-Straße 8. Dieser verkauft ausschließlich Bekleidung der rechtsextremen Modemarke „Thor Steinar“. Nach außen wirkt der Laden wie ein sportliches, schickes Outdoorbekleidungsgeschäft. Hinter der Marke verbirgt sich jedoch extrem rechtes Gedankengut. In den Schriften, Symboliken und Farbkombinationen der Produkte geht es vor allem um die Verherrlichung von deutscher Kolonialisierung, nordischer Mythologie, Gewalt, 2. Weltkrieg und nationalsozialistischer Herrschaft. So wurde das erste „Thor Steinar“-Logo auf Grund der Ähnlichkeit zu einem Zeichen der Waffen-SS verboten.
Auch heute informierten AntifaschistInnen PassantInnen, die am Rande der Demonstration des Antifaschistischen Aktionsbündnis Nürnberg [AAB] standen, mit Flugblättern über den Hintergrund des Ladens und der Marke „Thor Steinar“.
Schon ab 14 Uhr trennten Polizeikräfte knapp 100 Nazi-GegnerInnen und 30 Neonazis voneinander. Der rechtsextreme „Bund Frankenland“ hatte vor dem italienischen Konsulat eine Kundgebung für die „Freiheit Südtirols“ angemeldet. Eingekreist von zwei teilweise spontanen Versammlungen erhielten die Nazis jedoch kaum öffentliche Aufmerksamkeit.
Nachdem die Nazis ihre Kundgebung beendet hatten, zogen 150 AntifaschistInnen durch die Innenstadt zum Naziladen „Tønsberg“ und forderten dessen sofortige Schließung. Kam es zuvor zu keinen Auseinandersetzungen, wurde die Demonstration, am Kornmarkt angekommen, sofort von Polizeibeamten angegriffen. Durch den Schlagstock- und Pfefferspray-Einsatz wurden mehrere Personen teils schwer verletzt. Ein Demonstrant erlitt eine Knochenabsplitterung am Unterarm ein anderer schwere Prellungen am Kiefer. Die Polizei begründete ihren Einsatz mit einem „Durchbruchversuch“ zum Naziladen. Abseits der Auseinandersetzung versuchte die Versammlungsleitung mit den Polizeikräften zu kommunizieren. Ein Fausthieb eines USK-Beamten setzte die verantwortliche Leiterin vorübergehend außer Gefecht, so dass der Vertreter, der nur leicht am Arm verletzt wurde, ihre Funktion übernehmen musste.
„Wir werden nicht eher aufhören zu demonstrieren, bis der Naziladen weg ist.“, so Klara Weinberg vom Antifaschistischen Aktionsbündnis Nürnberg. „Rechtes Gedankengut hat weder hier in Nürnberg noch sonst wo etwas zu suchen. Davon werden uns auch überzogene Einsätze der Polizei, die faktisch die Versammlungsfreiheit verletzten, nicht abhalten.“

Erstveröffentlichung: de.indymedia.org

Naziläden smashen - in Nürnberg und anderswo!

Freitag, 7. November 2008

Nürnbergs Polizei ist beleidigt...


Eine Glosse: Nürnbergs Polizei ist beleidigt... ...denn Kritik hört sie nicht gerne. Ein Nürnberger Antifaschist soll nun dafür bezahlen - 800 Euro plus Gebühren. Das Amtsgericht Nürnberg erließ einen Strafbefehl wegen Beleidigung gegen ihn, denn so der Vorwurf:

"Am 01.05.2008 zwischen 12.00 Uhr und 12.45 Uhr tätigten Sie während einer Demonstration gegen einen Aufzug der NPD in Nürnberg im Bereich Hintermayrstraße über eine Lautsprecheranlage auf einem mitgeführten LKW beleidigende Äußerungen zum Nachteil der eingesetzten Polizeibeamten."
Damals hatte die Polizei mit einem äußerst unverhältnismäßigen und brutalen Einsatz einen Aufmarsch von Neonazis gegen den Widerstand von über 4000 Antifaschisten durchgesetzt. Mit kilometerlangen Absperrgittern, über 50 Straßensperrungen, tausenden Polizisten und der Einstellung des öffentlichen Nahverkehrs wurde die Nürnberger Nordstadt in den Ausnahmezustand versetzt. Tausende Anwohner wurden daran gehindert, sich frei zu bewegen. Mit allen Mitteln verhinderte die Polizei eine Blockade des Naziaufmarsches. Dutzende Nazi-Gegner wurden durch Tränengas verletzt. Etliche Menschen erlitten Kopfplatzwunden durch Schlagstockeinsätze. Etwa 50 Antifaschisten wurden festgenommen. Die Polizei stürmte den Lautsprecherwagen der "revolutionären 1.Mai-Demonstration". Die eingesetzten Polizeibeamten schnitten Kabel durch, warfen Teile der Anlage in blinder Zerstörungswut auf den Boden und prügelten auf die Menschen auf dem LKW ein.

Für die lautstarke Kritik am Vorgehen der Polizeibeamten, die auch als Vorwand für die Lautsprecherwagen-Stürmung dienten, soll der Antifaschist nun bestraft werden. Was am Amtsgericht Nürnberg als "beleidigende Äußerung" gilt, sagt auch einiges über den Stand der Meinungsfreiheit und die Zulässigkeit von Kritik an staatlichen Maßnahmen aus.

Strafbar als Beleidigung soll gelten: "Deutschen Polizisten schützen die Faschisten" und "Nazischützer".
Dabei hatte sich zuständige Nürnberger Einsatzleiter Polizeidirektor Gerhard Schlögl bereits drei Tage vor dem 1.Mai 2008 mit den Worten „wir müssen das Recht der NPD auf Versammlungsfreiheit schützen“ von den Medien zitieren lassen. Auch bat er die Nazi-Gegner um friedliche Aktionen, damit die Polizei „nicht der NPD den Weg freiknüppeln“ müsse. Am Tag des Großeinsatzes berichteten die Nürnberger Nachrichten (NN): „Rechtsgesinnte Jugendliche aus der ganzen Republik und unverbesserliche Rentner zogen währenddessen geschützt von der Polizei von Herrnhütte durch die Bayreuther Straße die Welserstraße hinauf.“ Am 3. Mai lautete die Überschrift eines NN-Artikels „Protestzug der linken Gruppen endet blutig - Polizei setzt Schlagstöcke und Pfefferspray ein“. Ein paar Seiten weiter vorne im Blatt zieht Gerhard Schlögl Bilanz. Sein Fazit des Polizeieinsatzes: „Insgesamt sind wir sehr zufrieden“.

Auch Aufforderungen an die Polizei den Schlagstock- und Tränengaseinsatz, zur Durchsetzung des Neonazi-Aufmarsches, zu beenden und sich aus der Antifa-Demo zurückzuziehen, soll die Ehre der Beamten verletzt haben.

Selbst Kritik an der Taktik der Stadt Nürnberg und dem Oberbürgermeister Ulrich Maly, der das bewusste Wegschauen zum Widerstand erklärte, soll verboten sein. Denn auch in dieser Äußerung sieht das Amtsgericht eine strafbare Handlung: "Mit aktivem Ignorieren mit Politik der kalten Schulter hat das hier nix zu tun. Stadt und Polizei setzen hier mit allen gewalttätigen Mitteln ein scheiß Aufmarsch für die NPD durch."

Letztlich fanden die Beamten des Nürnberger Staatsschutzes bei ihren akribischen Nachforschungen noch zwei weitere Bemerkungen. Diese sollen im Eifer des Gefechts, inmitten fliegender Polizeifäuste und Knüppel, gefallen sein. Sie dürften angesichts der Polizeibrutalität wahrscheinlich unbeabsichtigt rausgerutscht sein. Damit sind diese Begriffe wohl eher als umgangssprachlich geprägte Mundart-Synonyme für „Polizeibeamter“ anzusehen und nicht als eine gezielte Gleichsetzung der Polizisten mit Tieren, die reizbar und angriffslustig zu blinder und unüberlegter Gewalt neigen. Von Strafverfahren gegen die Produzenten der bekannten Fernsehsendung „Der Bulle von Tölz“ ist jedenfalls nichts bekannt.

Bei der Aufklärung von Straftaten in ihren eigenen Reihen dagegen ist die Nürnberger Polizei nicht so "erfolgreich". Während der Lautsprecherwagen durchgehend von der Polizei gefilmt wurde um die Redebeiträge festzuhalten, existieren von der Stürmung des LKW durch USK-Beamte angeblich keine verwertbaren Videobeweise. Deshalb musste ein Verfahren wegen Körperverletzung gegen einen Polizisten eingestellt werden. Der beschuldigte Beamte gab an, einer Frau die ihm im Weg stand nicht ins Gesicht, sondern „nur“ auf den Handrücken geboxt zu haben. Die Ermittlungen gegen einen weiteren Beamten der Unbeteiligte grundlos mit seinem Schlagstock angriff und einen Pressefotografen mit Pefferspray beschoss, werden wohl im Sande verlaufen. Zwar ist alles ausführlich auf Fotos und einem Youtube-Video festgehalten, doch scheint die Polizei die Identität ihres Beamten nicht ermitteln zu können.

Übrigens: Die Nürnberger Polizei wurde am 1.Mai 2008 auch gelobt - vom NPD-Parteivorsitzenden Sascha Roßmüller. Der bedankte sich in seiner Rede auf dem Rathenauplatz ausdrücklich bei der Polizei "die durch konsequente Absperrungen und starke Präsenz einen reibungslosen Ablauf der Demonstration gewährleistete." Danach stiegen die Neonazis in die auf ihren Wunsch von der Stadt bereitgestellte Sonder-U-Bahn. Diese kutschierte sie bequem zurück zum Auftaktkundgebungsplatz und ihren dort geparkten Autos und Bussen.

Samstag, 1. November 2008

Feuer und Flamme den Repressionsorganen

Kriminell ist das System und nicht der Widerstand!

SolidaritätIn den letzten Monaten kam es in Fürth zu einer Repressionswelle gegen AntifaschistInnen. Polizei und Justiz versuchen so die erstarkenden antifaschistischen und antikapitalistischen Strukturen in der Stadt zu kriminalisieren und zu schwächen. So wurden mehrere Antifas in politischen Prozesse, zu Jugendarrest, hohen Geldstrafen, Stadionverbot und sogar zu Antifa-Demonstrationsverbot verurteilt. Da alle Betroffenen Widerspruch gegen die Urteile eingelegt haben, finden nun die Berufungsverhandlungen Ende Oktober und im November statt.
Anlässlich der Berufungsprozesse wird es einige Aktionen gegen staatliche Repression geben, darunter Soli-Kundgebungen und eine Doppeldemonstration in Nürnberg und Fürth.

Aktionstag gegen staatliche Repression - Doppel-Demonstration
Sa., 2008:
12.00 Uhr
, Lorenzkirche, Nürnberg
14.30 Uhr, Bahnhofsvorplatz, Fürth

Erstveröffentlichung: www.antifa-fuerth.de.vu

Heraus zum Schulstreik!

Wenn uns das System keine Zukunft gibt, geben wir dem System keine Zukunft!

SchulstreikNachdem sich bereits im Mai und Juni 2008 rund 30000 SchülerInnen auf die Straße begeben haben, um ihrem Protest gegen das bundesdeutsche Schulsystem zum Ausdruck zu bringen, läuft nun eine bundesweite Kampagne von LandesschülerInnen-Vertretungen, SchülerInnen-Initiativen und Studierendenvertretungen an, die für den 12.November bundesweit SchülerInnen und StudentInnen zum Streiktag von mobilisiert. Beteiligt euch an der Organisierung der Proteste, fertigt Schilder und Transparente an, seid kreativ und beteiligt euch Zahlreich am

Schulstreik
12. November | 11.30 Uhr | Lorenzkirche, Nürnberg
weitere Infos unter www.schulstreik.org

Erstveröffentlichung: redside.tk

Heldengedenken demontieren

NS - Verherrlichung raus aus den Köpfen!


Ende Oktober und im November wollen Faschisten gleich mehrmals in Bayern aufmarschieren. Am 31.10. und 15.11. in Gräfenberg und auch am 15.11. in München wollen NPD und "freie Kräfte" "ihren" gefallenen Soldaten des 1. und 2. Welkrieges gedenken. Das es tatsächlich darum geht den Nationalsozialismus und dessen Verbrechen zu verherrlichen wird die deutschen Behörden und Gerichte wohl wieder einmal kaum dazu bewegen Verbote auszusprechen. Auch das neue bayerische Versammlungsgesetz, welches stets mit den ständigen Nazi- Aufmärschen in Gräfenberg begründet wurde, wird dem Anschein nach nicht angewendet. Dies ist für die meisten allerdings keine große Überraschung, da es bei dem Gesetz immer darum ging die Versammlungsfreiheit aller Bürgerinnen und Bürgern zu beschneiden.

Kommt zu den antifaschistischen Gegenaktivitäten!
Keine Fußbreit den Fachisten


Aktivitäten gegen den Naziaufmarsch in München: Infos
Zu den Aktionen in Gräfenberg schaut auf: graefenberg-ist-bunt.de und auchtet auf weitere Ankündigungen hier!

Erstveröffentlichung: antifa-fuerth.de.vu

Dienstag, 28. Oktober 2008

La vostra crisi non la paghiamo noi

Durch Italien weht ein Wind des Protestes und der Empörung: Jugendliche rebellieren landesweit an Schulen und Hochschulen gegen die Bildungspolitik der Berlusconi - Regierung, gegen Sparmaßnahmen in Milliardenhöhe, gegen Kommerzialisierung und Privatisierung von öffentlichen Bildungsanstalten. In diesem Umfang vielleicht etwas völlig neuartiges, ein zweites 1968? Nein, hoffentlich noch viel mehr, denn ein Ende dieser friedlichen, fröhlichen, bunten und lauten Revolte, die bis in die hintersten Winkel des Landes reicht, ist nicht absehbar. La vostra crisi non la paghiamo noi - wir werden eure Krise nicht ausbaden!

Die "Reform"

In wenigen Worten: es handelt sich im Kern um Sparmaßnahmen, die alle Bereiche des Bildungswesens, von der Grundschule zur Universität, betrifft. Das Gesetz Nr. 133, das zur Zeit im italienischen Parlament verhandelt wird, sieht die Einsparung von über 8 Mrd. Euro in den kommenden 5 Jahren vor. Erreicht werden soll das durch Nichtverlängerung von ca. 140.000 prekären Arbeitsverträgen im Schul- und Hochschulbereich sowie die Schließung zahlreicher kleiner Grundschulen in ländlichen Gegenden. Zudem ist die Kommerzialisierung der Hochschulen, der zwangsweise Verkauf von Gebäuden zur Haushaltsdeckung bis hin zur völligen Privatisierung vorgesehen.

Als besonderes Schmankerl hat die rassistische Lega Nord die Forderung nach getrennten Schulklassen für Ausländerkinder, die nciht ausreichend Italienisch können, eingebracht.

Der Protest

Der Protest entzündete sich in erster Linie am Angriff auf das öffentliche Bildungswesen. Seit September gab es Protestaktionen und Demonstration, die in den letzten zwei Wochen lawinenartig zunahmen.

Am 10. Oktober eine erste Welle von großen Demonstrationen in Dutzenden Städten mit einigen Hunderttausend Schülern, Lehrerinnen, Eltern, Schul- und Universitätspersonal. 40.000 Schüler und Studenten ziehen in Rom vor das Bildungsministerium

Am 17. Oktober landesweiter Streik der Basisgewerkschaften COBAS, RdB-Cub und SdL. Ca. 2 Millionen schließen sich dem Streik an, die höchste Beteiligung in der Geschichte der linksunabhängigen Gewerkschaften. Weite Teile des Bildungssektors sind lahmgelegt, aber auch öffentlicher Nahverkehr und Gesundheitswesen und viele Behörden sind betroffen. Auch im Bahnverkehr gibt es Streichungen; Feuerwehrleute und Flugpersonal, aber auch viele vor allem prekär Beschäftigte von Call-Centern oder Ketten wie IKEA beteiligen sich am Ausstand. Zur zentralen Demo in Rom kommen 300.000 Menschen, darunter viele Schülerinnen und Studenten aus der wachsenden Zahl von bestreikten und besetzten Schulen und Universitätsfakultäten.

Seither reißen Demonstrationen, öffentliche Versammlungen und Besetzungen von Schulen und Fakultäten nicht ab. Bis in den tiefen Süden, in kleine, verschlafene Provinzstädtchen breitet sich die Protestbewegung wie ein Steppenbrand aus. Ein guter Gradmesser dafür ist die Masse an Videos, die man auf Youtube findet, wenn man nach dem Namen der Bildungsministerin "Gelmini" sucht. Dort findet sich das mit dem Handy gemachte Kurzvideo von der kleinen Demo in den Gassen von Pitigliano neben imposanten Großdemos von 50.000 in Florenz. Vom 1. Oktober bis heute sollen laut Innenministerium 300 Demonstrationen stattgefunden haben und aktuell sollen 150 Schulen und 20 Fakultäten besetzt sein. Das scheint eher stark untertrieben. Nach Informationen der Protestbewegung sollen allein in Neapel bis heute 60 höhere Schulen besetzt worden sein, in der Region Kampanien 120.

Ds Klima ändert sich. Als am Morgen des 21. Oktober das besetzte Sozialzentrum "Horus" in Rom geräumt wird und der neofaschistische Bürgermeister Alemanno dies zum Anfang einer Reihe von Räumungen erklärt, wird dies zum Auslöser eines weiteren Brennpunkts des Protests. Bis zum Abend versammeln sich 5.000, eine ungewöhnlich große Zahl, normalerweise wären es wohl deutlich weniger gewesen. Die Leute vom Sozialzentrum wurden heute auf der Demonstration, die zum Senat zog, von den Studenten herzlich begrüßt; allerdings haben sie sich überzeugen lassen müssen, die Helme abzulegen, als eine Konfrontation mit der Polizei drohte. Hier gibt es also noch kulturelle Defizite ;-)

Politisches Theater I: 22. Oktober: Berlusconi droht

In einer Pressekonferenz zusammen mit Ministerin Gelmini verkündet Berlusconi, dass die Besetzungen von Schulen und Unversitäten beendet werden müssten. Er werde noch am Abend mit Innenminister Maroni das Einschreiten der Ordnungskräfte detailliert besprechen. Die Presse wird von Berlusconi aufgefordert, die "Wahrheit" zu schreiben, im Übrigen müssten sie sich daran gewöhnen, dass er noch weitere viereinhalb Jahre Premierminister sein werde. Die Aufzeichnung ist alsbald dutzendfach auf youtube zu sehen und zieht tausend wütende Kommentare an. "Diktatur" und "du wirst enden wie Mussolini" ist der Tenor

Politisches Theater II: 23. Oktober: Cossiga provoziert und Berlusconi macht sich lächerlich

In einem Zeitungsinterview des "Quotidiano Nazionale" meldet sich der 80-jährige Senator auf Lebenszeit, Ex-Minister- und Staatspräsident Francesco Cossiga zu Wort; es liest sich wie eine ungeheuerliche Provokation, aber für solches steht der Name Cossiga wie kein zweiter in Italien. Cossiga, der als Innenminister die Unruhen des Jahres 1977 niederschlagen ließ - wobei es in Bologna und Rom Tote gab - gilt als einer der Architekten der "Strategie der Spannung" jener Jahre, und er hat wohl nichts verlernt: er schlägt vor, Provokateure in die Bewegung einzuschleußen, die ein paar für Tage Chaos und Verwüstung sorgen, um dann mit eiserner Hand zuzuschlagen. Von Festnahmen hält er wenig, da man die ja dann doch gleich wieder freilassen würde, stattdessen empfiehlt er die Demonstranten krankenhausreif zu schlagen. Für ihn ist sowieso klar, dass es auch wieder zu Terror kommen wird, denn die Roten Brigaden seien auch nicht in den Fabriken, sondern in den Universitäten entstanden. Soweit der "Onorevole" Cossiga, dessen Auftritte in den letzten Jahren immer wieder für Wirbel gesorgt haben, den er sichtlich zu genießen scheint. Ist es grenzenloser Zynismus oder macht er sich nur einen Scherz mit Berlusconi, den er verachtet? In seiner aktiven Zeit hat er jedenfalls nicht seine Rezepte im Voraus verraten.

Plötzlich scheint es sich Berlusconi anders überlegt zu haben: aus Peking, wo er gerade zu Gast ist, lässt er verlautbaren, er habe nie den Einsatz der Polizei in den Schulen erwogen. Das sei ein Missverständnis der Presse, die ihn immer falsch verstehen wolle. Komischerweise war am Morgen noch in einem seiner eigenen Blätter, "Il Giornale", beifällig von des Meisters Entscheidung berichtet worden (im Web wurde das dann schnell wieder wegkorrigiert). Komischerweise ist die Videoaufzeichnung vom Vortag aber kein Missverständnis, sondern real, muss also wohl ein Klon gewesen sein, der da gesprochen hat. In der Sache bleibt Berlusconi dabei, dass die Besetzungen aufhören sollen, man müsse die Schüler und Studenten aber davon "überzeugen" aufzugeben. Wie dies geschehen soll? Er wisse schon wie, aber er wolle keine Schlagzeilen produzieren.

Nebenbei meldet sich dann auch noch der Verteidigungsminister zu Wort, der durch die Blumen zu verstehen gibt, dass es gar nicht gut gewesen wäre, wenn Berlusconi so etwas gesagt hätte und dass er doch besser dazu nichts mehr sagen sollte. Kurz, Berlusconi macht eine schöne "figura di merda", wie man in Italien sagt.

Spaß beiseite: Ein neues '68?

Es gibt durchaus sowohl Befürchtungen als auf Hoffnungen in dieser Hinsicht, je nach Standpunkt. Die Regierung zumindest scheint dies zu befürchten, denn die Aufregung und Verwirrung, die die Ereignisse verursachen, ist vielsagend. Es werden die Polizeibehörden zu besonderer Wachsamkeit gegenüber den Vorbereitungen zu den geplanten Großdemonstrationen am 30. Oktober und 14. November aufgerufen.

Es wird vieles davon abhängen, ob die Schüler und Studentinnen alleine bleiben. Manches spricht dafür, dass das nicht so ist. Lehrerinnen und Eltern sind schon jetzt stark einbezogen, und die Masse der prekär Beschäftigten in Forschung und Lehre auch.

.... oder gar die erste europäische Revolte im Zeichen der Weltwirtschaftskrise?

Auch diese Frage lässt sich nicht eindeutig beantworten. Tatsache ist: Die zentrale Parole, von Mailand bis Palermo - in grammatikalischen Varianten - ist "Vostra crisi non la pagheremo noi" - Eure Krise werden wir nicht bezahlen. Die Krise - obwohl sie noch nicht im Kontext der "Reform" einbezogen war - spielt im Bewusstsein der gegenwärtigen Protestbewegung eine Rolle. Noch sind die Proteste friedlich. Es gab nur wenige Auseinandersetzungen mit der Polizei, die teilweise selbst nicht recht zu wissen scheint, wie sie mit den zahlreichen "Verstößen" durch an allen Ecken und Enden ausbrechenden "wilden" Demonstrationen, Besetzungen von Schulen, Fakultäten, Verkehrsblockaden und Bahnhofsbesetzungen umgehen soll. In Mailand gab es am 21. Oktober einen Knüppeleinsatz gegen 2.000 Studenten, die den Bahnhof Cadorna besetzen wollten, aber dies war auch der einzige bemerkenswerte Zwischenfall bisher.

Gefahren? Ja. Chancen? Auch.

Ja, zweifellos gibt es Gefahren. Zunächst zu den inneren Gefahren. An verschiedenen Orten hat die neonazistische Forza Nuova Versuche zur Querfrontbildung unternomen oder sich gar zum Protagonisten der Bewegung gemacht (neonazistisch und nicht neofaschistisch nenne ich sie, weil sie mit einem frappanten Antisemitismus mehr der NSDAP als dem klassischen italienischen Faschismus nahestehen und gut Freund mit der NPD sind). Diese Herrschaften haben einseitig den Burgfrieden mit der Linken verkündet, was auch nichts Neues ist, denn das haben "staatsfeindliche" Rechtsextremisten schon in den 80ern versucht. Neu ist nur, dass inzwischen die von ihnen als Verräter angesehenen Postfaschisten der Alleanza Nazionale mit Berlusconi regieren. Eine schwierige Situation, der sich die "Bewegung ohne Parteifahnen" gewachsen zeigen muss.

Diese Gefahren gibt es vor allem, weil sich der "Kommunismus" (in Parteiform) in Italien von der größten KP der westlichen Welt in einen traurigen Trümmerhaufen verwandelt hat. Unmittelbar nach dem Fall der Mauer hatte die PCI nichts Eiligeres zu tun, als sich umzubenennen (bezeichnenderweise in PDS). Der Kommunismus war in Italien durchaus eine Macht gewesen - bei den Arbeitern und "kleinen Leuten", die daran glaubten, die mit Stolz und zu Zehntausenden mit roten Fahnen samt Hammer und Sichel "in piazza" gingen. Dieses Gefühl des "rosso nel cuore", im Herzen rot, war eine widersprüchliche Mischung aus Reformismus, mit Spuren von Stalinismus und mittelmeerischem Anarchismus. Der Kommunismus der Funktionäre hatte jahrzehntelang den roten Traum genährt und gleichzeitig betrogen. Als Togliatti 1944 aus dem sowjetischen Exil zurückkam und den Partisanen, die für den Sozialismus kämpften, die sowjetische Linie der antifaschistischen Einheitsfront mit den bürgerlichen Kräften verordnete; als Berlinguer mit seinem Eurokommunismus einerseits die Emanzipation von Moskau, anderererseits auch mit der Linie des "Historischen Kompromisses" auch den Wunsch nach Regierungsfähigkeit mit der Komplizenschaft bei der Niederschlagung der radikalen Linken 1977 bekräftigte... Der größere Rest der alten PCI ist als solcher nicht mehr vorhanden; Kommunismus ist zum Universalschimpfwort der vom Berlusconismus verblödeten Massen geworden, die inzwischen selbst einen Prodi für einen "Kommunisten" halten. Dazu haben die Mehrheitsrestkommunisten selbst beigetragen, die mit ihrem Versuch, sich auf der Blair-Schröder-Linie zu sozialdemokratisieren, gründlich gescheitert sind. Die kommunistische Minderheit, die noch Hammer und Sichel in der roten Fahne spazierenträgt, PRC und PCdI, haben bei den letzten Wahlen im Regenbogenbündnis gemeinsam mit den Grünen mit gerade einmal 3% ihr Waterloo erlebt.

So kommt es, dass die jetzige Massenbewegung an Schulen und Universitäten als "führungslos" erscheinen mag. Und die (scheinbar) führungslose Masse läuft in Gefahr, entweder Wölfen zum Opfer zu fallen oder vom Schäfer wieder in den Stall geführt zu werden. Von den Wölfen hatten wir es schon. Der Schäfer in Form der zur Unkenntlichkeit verkommenen "Linken" bereitet sich allmählich vor, das Kommando zu übernehmen. Interessant wird es werden, ob die staatsfrommen Großorganisationen (die Triade CGIL-CISL-UIL auf Gewerkschaftsseite und UdS/UdU auf Schüler und Studentenseite) mit ihrem Eingreifen beim landesweiten Streiktag am 30.10. die Hegemonie über die bisher weitgehend autonome Bewegung übernehmen können und/oder ob die Faschisten als Wölfe im Schafspelz sich festsetzen können.

Die dritte Möglichkeit wäre die beste: wirkliche Autonomie der Bewegung. Dann könnte es noch spannend werden.

The Revolution Will Not Be Televised?

Das zuverlässigste, vielleicht sogar einzige Mittel um einen Eindruck von der Verbreitung der Revolte an italienischen Schulen und Hochschulen zu bekommen ist zur Zeit Youtube. Indymedia Italien und seine regionalen Knoten sind dagegen leider sehr unergiebig. In den Jahren 2001-2003 war Indy Italy noch die Anlaufstelle Nummer eins für alternative Nachrichten aus Protestbewegungen gewesen, heute ist das nicht mehr so. Dagegen quillt Youtube geradezu über von Filmchen, die quasi im Minutentakt einlaufen, um von Versammlungen, Schulbesetzungen, Demonstrationen im ganzen Land zu berichten. Meist sind die Videos von den Schülerinnen und Studenten selbst gemacht, in der Qualität von sehr bescheiden bis semiprofessionell, ab und zu auch Berichte von meist regionalen Fernsehsendern.

Aber hier machen wir ja keine Filmkritik. Es geht um das Phänomen einer sich mit unerhörter Dynamik ausbreitenden Protestbewegung, zu der heutige technische Mittel, angefangen vom videofähigen Handy über SMS und Internet sicher stark beitragen. Diese Möglichkeiten gab es weder 1968 noch 1977, und auch bei der "Pantera"-Bewegung Anfang der 90er steckten diese Techniken noch in den Kinderschuhen bzw. waren noch nicht einmal angedacht. Vielleicht werden spätere Generationen mal Dissertationen über dieses Thema schreiben...

Politisches Theater zum Dritten: 24. Oktober: Berlusconi spricht von "Verbrechern"

Die Protestwelle rollt weiter. Berlusconi hat die Wut mit seinen Aussagen nur angestachelt. Heute hat er wieder einmal einen draufgesetzt: Es wären Verbrecher unter den Demonstranten, nein, es seien nicht viele, aber sie seien da und sie würden von der Presse hofiert. Berlusconis Geschwätz schreckt niemanden wirklich. Wahrscheinlich wird er das morgen wieder "nie gesagt" haben.

Cossigas Interview gibt inzwischen neben viel Empörung und besorgten Erinnerungen an die G8 von Genua auch Anlass zu Spott. Auf dieser Schülerversammlung in Modena wird das Interview als Sketch vorgetragen (ab Minute 3:48). Die SchülerInnen haben sich köstlich amüsiert. Vielleicht ist das naiv. Aber wie heißt es noch so schön: Unser Lachen wird euch begraben!

Politisches Theater IV: 25. Oktober: Große Aufführung der parlamentarischen Opposition

Die politschen Bankrotteure von der PD (Demokratische Partei) wollen es heute geschafft haben, über 2 Millionen in Rom gegen die Berlusconi Regierung zu versammeln. Ob das eine gute oder schlechte Nachricht ist, lasse ich einmal dahingestellt. Wenn das ganze "Programm" nur darin besteht, gegen den "mafiösen Zwerg" zu sein, kann man sich das schenken. Zweimal hätten sie die Möglichkeit gehabt, die mediale Macht des großen Manipulators zumindest einzudämmen. Sie haben sie nicht genutzt. Ihre sonstige politische Praxis war der übliche Neoliberalismus "light". Ob es um Arbeiterrechte ging, ob um die Migrationspolitik oder die Beteiligung Italiens an den Kriegen in Afghanistan und Irak: nirgends ein essentieller Unterschied zur alten und neuen Berlusconi-Regierung. Und die "radikale" parlamentarische Linke in Form von PRC, PCdI und Grünen hat sich mit der erneuten Kollaboration mit diesen Herrschaften selbst das Grab geschaufelt. DAS haben sie immerhin erreicht, die Herren Veltroni, D'Alema, Prodi und Co. Deshalb macht es eher wütend, wenn die heute nach alledem eine Megademo zustande bringen.

Natürlich wurde von Veltroni gefordert, das Gesetzesdekret zur "Bildungsreform" zurückzuziehen. Natürlich wurde wieder einmal so getan, als hätte man nicht vor kurzem noch regiert und nicht selbst eine "Regierung, die nur den Mächtigen nützt" geführt, wie sie es jetzt Berlusconi vorwerfen. Und ob es nun 2,5 Millionen waren, wie von der PD behauptet, oder nur 800.000, wie von der Polizei verlautbart – wer auf diese politische Kaste noch ernsthafte Hoffnungen setzt ist selber schuld. Aber die wirkliche Musik spielte auch heute wieder woanders...

"1968-2008 - La lotta continua"

So war es heute auf einem Transparent der Demonstration von Tausenden in Lecco zu lesen, die in einem schönen Video zu sehen ist. Lecco haben die meisten vielleicht noch nie gehört, muss man auch nicht. Man muss auch kein Italienisch verstehen, um sich an der Stimmung, die solche Bilder erzeugen, einfach nur zu erfreuen. Lecco, eine Stadt von knapp 50.000 Einwohnern am Comer See, Lombardei, mittem im Herzen des Berlusconismus und der Lega Nord, heute, am 25. Oktober 2008.

In Triest waren heute über 10.000 auf den Straßen. Auf einem Transparent eine Anspielung auf den italienischen Bankenriesen Unicredit: "UniCredite oder Universität? Wir werden die Krise nicht bezahlen". Auch nicht schlecht die 20.000 in Pisa am 23. Oktober.

Putignano, eine Kleinstadt in der Provinz Bari, Apulien, am 23.10. Catanzaro, Kalabrien, 24.10. Verdammt laut ist es da. Stadionatmosphäre.

Battipaglia, Provinz Salerno, Kampanien. Cosenza, Reggio Calabria am 25.10, Tausende und Abertausende auf den Straßen. Überall. Vor allem der sonst so apathische Süden scheint geradezu zu explodieren. Sizilien, scheinbar fest in der Hand Berlusconis, ebenfalls. Palermo, Catania, Siracusa, aber auch kleine Nester im Landesinnern, Provinz Enna berichten von Demos und besetzten Schulen. Ähnlich auch Sardinien. Das ist ein Flächenbrand.

OK, genug Videos. Wer Zeit und Lust hat, sucht selbst. Stichwort "Gelmini" auf Youtube.

Metropole und Peripherie - die Allgegenwart der Bewegung

Interessant ist zu beobachten, wie sich in den großen Städten, vor allem Rom und Neapel die Proteste zunehmend in die Stadtviertel und die Peripherie verlagern. Ausgehend von Schulversammlungen zieht man im eigenen Viertel los, stößt auf Demos von benachbarten Schulen und schnell sind wieder ein paar Tausend irgendwohin unterwegs. Mit zentralen, "organisierten" Demos hat das alles längst nichts mehr zu tun. Da können schon mal ein halbes Dutzend Demos gleichzeitig in verschiedenen Stadtvierteln unterwegs sein. Die Wege sind wild und unergründlich. Die Polizei kann nicht mehr tun als irgendwie den Verkehr zu regeln.

So wie die Demos in die Stadtviertel der Großstädte gehen und nicht in die üblichen zentralen Plätze organisierter Demos, so durchziehen sie immer mehr das platte Land. Durch die Allgegenwart dieser Demonstrationen und Protestaktionen wird die Hetze gegen die Bewegung natürlich immer schwerer. Die Leute im Stadtviertel oder im Städtchen kennen ihre "ragazzi", die zudem noch oft ihre eigenen Kinder sind. Wie soll das funktionieren, Kriminelle und Terroristen aus ihnen zu machen? Die Friedlichkeit und Heiterkeit der Bewegung ist ungebrochen, aber auch die Entschlossenheit, keine Ruhe zu geben. Natürlich mögen viele der Jüngsten nicht wirklich kapieren, worum es geht und mehr der Gaudi halber dabei sein. Aber von Fernsehsendern interviewte Schüler geben immer wieder sehr informierte und sehr eloquente Antworten. Nein, das ist kein Haufen Kids, der nur mal eben Rabatz machen will. Das ist eine Generation, die durchaus ahnt, dass die heraufziehende Weltwirtschaftskrise schwer auf ihrer Zukunft lasten wird.

Die nächsten Wochen werden zeigen, was wird. Das Berlusconi-Regime hätte nichts lieber als Gewalt. Manche verstehen Cossigas Worte durchaus auch als versteckte Botschaft, als "freundschaftliche" Warnung vor diesen Absichten. Nun mag man einem Cossiga wahrlich keine Sympathie für eine neue Jugendbewegung dieses Ausmaßes unterstellen, aber diese Lesart hat ihre Berechtigung. Immer vorausgesetzt, dass die Jugendlichen nicht den Kern des Systems antasten. Die Frage ist ob das so bleiben wird.

Erstveröffentlichungen: de.inymedia.org

Ein riesiges Dankeschön an den/die VerfasserIn oder die VerfasserInnen dieser beiden Artikel!

Sonntag, 19. Oktober 2008

Langenzenn: Attacken gegen Jugendzentrum

»Die sind doch selber schuld«

CSU- Bürgermeister sieht keinen Zusammenhang mit »Bunt statt Braun«-Transparent

Von Leonhard F. Seidl
Bereits zum dritten Mal wurde Mitte dieser Woche das Jugendzentrum »Alte Post« im mittelfränkischen Langenzenn mit Farbbeuteln beworfen. Der vermutliche Auslöser: Ein »Bunt statt braun«-Transparent, das im bayerischen Landtagswahlkampf angebracht worden war, um NPD-Plakaten zu trotzen. Ein Mitarbeiter des Bauhofs der Stadt in grellorangefarbenem Anzug, der am Donnerstag zufällg an der »Alten Post« vorbeikam, kommentierte: »Die sind doch selber schuld, wenn die ein Plakat raushängen, wo einer ein Hakenkreuz in den Mülleimer wirft.« Die Anschläge reihen sich ein in eine Vielzahl neonazistischer Umtriebe in der Region um Fürth.

Das Haus, das an einer vielbefahrenen Straße liegt, wurde erstmals im September durch Farbeierwürfe verschandelt. Das Transparent »Bunt statt braun« wurde in der gleichen Nacht geklaut. Die Jugendlichen, die sich hier treffen, wollen das Plakat nicht abnehmen und sich nicht aus der Politik raushalten, wie bürgerliche Stimmen immer wieder forderten. Sie positionieren sich bewußt gegen rechts und organisieren zum dritten Mal das jährliche Open Air »Bunt statt braun«. Das wurde ins Leben gerufen wurde, weil Neonazis Schulhof-CDs verteilten und Aufkleber klebten. Carsten Kurtz, der Sozialarbeiter der »Post«, sagt: »Wir wollen diesen Hohlschädeln nicht Recht geben, indem wir das Plakat abhängen«. So kam ein neues Banner an die Wand, das dort hing, bis es vom Wind eingerissen wurde. Auch Sabine Gillinger vom Vorstand des Fördervereins der »Post« will »aufgrund der Geschehnisse nicht klein beigeben.«

Von Stadt und Polizei werden politische Hintergründe negiert. Bürgermeister Jürgen Habel (CSU) denkt nicht, daß die Farbwürfe politisch motiviert waren: »Einige Jugendliche nehmen die Post nicht an«, sagt er. Da ist er einer Meinung mit der Polizei, die gegen unbekannt ermittelt. Habel sieht auch keinen Zusammenhang zwischen den Anschlägen und den Schmierereien in der Stadt. Erst auf Nachfrage ordnet er den im Juni mit Hakenkreuzen und den Worten »Autonome Nationalisten« besprühten Bahnhof und weitere beschmierte Mauern als politisch ein. »Es gibt Ausreißer nach rechts und links«, so Habel. Die Hakenkreuze waren eine knappe Woche zu sehen, zwei sind immer noch vorhanden, weder Bahn noch Stadt haben sie entfernt. Unbekannte übersprühten die Hakenkreuze schließlich.

Im vergangenen Jahr war der »Weltladen« im Visier. Dessen Scheibe wurde eingeworfen, Mitarbeiter wurden beschimpft, fühlten sich bedroht, die Wände wurden mit NPD-Aufklebern verunstaltet. Nach wie vor wird die Scheibe bespuckt. Die Nachbarn, so der Vorsitzende des Weltladens Volker Rücker, »machen die Augen zu, um keinen Ärger zu haben.«

Die Region Nürnberg/Fürth ist seit Jahren Zentrum neofaschistischer Aktivitäten: Unter anderem wurde das Haus einer couragierten Familie in Fürth zweimal in Folge verunstaltet, und die Reifen ihres Pkw wurden zerstochen. Die Urheber einer mittlerweile gestoppten Anti-Antifa-Website bekannten sich zu der Tat. Die Nürnberger Polizei identifizierte mit auf der Neonazihomepage veröffentlichten Fotos zwei Antifaschisten und nutzte die Bilder für ihre Ermittlungen. Erst nach massiven Protesten Betroffener wurde die Seite geschlossen.

Erstveröffentlichung: junge Welt (17.10.08)

Für weitere Informationen über "Langenzenner Verhältnisse" siehe auch:
http://de.indymedia.org/2008/07/221278.shtml

Sonntag, 14. September 2008

Max Musik empfiehlt: Commotion Business

Ein kleines, feines anarchistisches Electro - Projekt!

hello, nice that you managed to visit this page. commotion business is an one-man project. the urge to create this songs was to connect electronic sounds/music with the warm sound of "real" instruments and more song-oriented arrangements.
there is now the possibility to download the album "brawling love, loving hate" for free!
for those who like the stuff, please support me and purchase a disk version (Cd-R, nice packaged) of the album.

in this sense,
best wishes
C.B.

Image Hosted by ImageShack.us

COMMOTION BUSINESS- brawling love, loving hate

First release available now, coming as a DIY-production!

Check out myspace:
http://profile.myspace.com/index.cfm?fuseaction=
user.viewprofile&friendid=240180323

Montag, 1. September 2008

Besserscheitern: Hansa vs. Aachen - 1:0

besserscheitern 25.08.2008 19:00 Themen: Antifa Kultur
Indymedia ist nicht unbedingt für kompetente Spotberichterstattung bekannt und das wird es wohl in Zukunft auch nicht werden. Heute geht es dennoch mal um Sport.

Quelle: Suptras.de

Ich sage ständig Dinge um meine Haltung zu einem Ereignis, zu Einstellungen und Überzeugungen oder meine Verständnis von einem Thema zu begründen. Dabei möchte ich, dass meine Aussage als eine „gute“ und zutreffende Aussage verstanden wird – man könnte sagen ich will gerne auf der richtigen Seite stehen. Das ist sehr problematisch, denn Kommunikation funktioniert so einfach nicht. Ich will, dass mein Gegenüber sieht, dass ich Recht habe und wie reflektiert ich bin. Aber ich habe dabei viel zu selten reflektiert, dass ich mein Gegenüber mit meiner Begründung in Frage stelle.
Ich habe mich in den letzten Jahren mit vielen verschiedenen Aspekten und Facetten von Fußball im Allgemeinen und Hansa im Besonderen beschäftigt, aber ich war nie dort wo alles zusammentrifft, ich war nie im Stadion. Ich habe gesagt: Ich gehe nicht ins Stadion, denn ich weiß, dass ich es lieben würde in der Masse aufzugehen und mich von ihr treiben zu lassen. Ich wollte mit diesem Satz zeigen, dass ich aufgeklärt bin und war doch nicht aufgeklärt genug, um zu verstehen, dass dieser Satz auch sagt: Du gehst da hin, hast nicht nur Spaß, sondern bist begeistert durch die Masse und deshalb bist du nicht reflektiert und aufgeklärt. Ich wollte - um es mal runter zu brechen - cool dastehen und habe verpennt das der Satz aber auch meine Freunde beleidigt.

„Unsere Leidenschaft ist ihnen rätselhaft“

– Der Satz ist ein Zitat von Tocotronic, den sich Ultras bei Hansa auf Stickern und Bannern zu eigen gemacht haben. Aufzuhören meine Freunde zu beleidigen, heißt sich damit zu beschäftigen, was sie begeistert. Ich muss mich also anders mit der rätselhaften Leidenschaft beschäftigen als bisher. Das habe ich am vergangenen Sonntag gemacht.
Irgendwann während des Spiels sind all diese Überlegungen, die ich hier gerade vorangestellt habe durch meine Kopf gegangen. Doch nun zur entscheidenden Frage: Ja, ich fand es gut. Ich hatte Gänsehautmomente und Adrenalinausschüttungen und ich habe mich über das Tor gefreut.
Mein Leben hat sich nicht drastisch verändert, aber ich habe angefangen mich selbst zu bemühen dahinterzukommen was Klischee und was Realität ist. Man kann es kurz fassen. Jedes Klischee über Hansa wird man im Stadion auch wiederfinden. Aber damit erschließt sich eben nicht alles bzw. darin erschöpft es sich nicht. Sicherlich gibt es Nazis, die ins Stadion gehen (wo gibt es sie nicht?). Es gibt aber auch Genossen, die mit einem dicken fetten Antifa Logo auf der Brust in 27A stehen. Und vermutlich ist dieses „auch“ in dem vorherigen Satz völlig fehl am Platz, weil nirgendwo sonst so viele Genossen auf einem Haufen stehen wie dort. Es gibt den vorpommerschen Kuttenidiot der Affengeräusche anstimmt, wenn ein Verteidiger mit dunkler Hautfarbe den Angriff von Hansa zum Stehen bringt. Es gibt aber auch die Möglichkeit zu dem rassistischen Arschloch zu gehen und ihm eine Ansage zu machen, man muss es nur tun. Und wer darauf verzichtet eine Uffta mitzumachen, die darauf abzielt Cottbus als „schwule Lausitzer“ zu bezeichnen um sie zu beleidigen, dem kann wohl kaum vorgeworfen werden, er würde unrettbar in der Masse aufgehen und seine Individualität opfern.
Und vielleicht sehen wir uns ja bald öfter dort...

Mittwoch, 20. August 2008

Fürth: Becksteins Auftritt unter Protest

Antifaschistische Linke Fürth (ALF) 18.08.2008 23:09 Themen: Soziale Kämpfe
+++Pfiffe, Parolen, Brezen und ein rotköpfiger Beckstein+++
Im Rahmen des Wahlkampfauftakts der Landtagswahlen in Bayern lies es sich auch die CSU nicht nehmen am 18.08.08 in der Fürther Innenstadt mit Blasmusik, Brezen umsonst und Heliumballons auf Wählerfang zu gehen. Höhepunkt sollte der Auftritt des bayerischen Ministerpräsidenten (ehem. bay. Innenminister) Dr. Günther Beckstein sein. Empfangen wurde er um zwölf Uhr aber mit einem schrillen Pfeifkonzert von Jugendlichen die sich zuvor unter die etwa 70 wartenden CSU-Fans gemischt hatten. Sichtlich verstört fing das schon sehr alternde Publikum an die AktivistInnen zu beschimpfen und körperlich zu bedrohen. Unbeirrt dessen riefen die DemonstrantInnen weiter Parolen wie: "Wir sind hier, wir sind laut, weil Beckstein uns die Zukunft klaut!", "Flüchtlinge bleiben, Beckstein vertreiben!" oder "Was forder' ich was forderst du, das Verbot der CSU!". Neben der Bühne entrollte die SDAJ Fürth/Nürnberg (Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend) ein Transparent mit der Aufschrift "Nur die dümmsten Kälber, wählen ihre Schlachter selber!" auf dem ein durchgestrichener Beckstein mit Schlachtermesser zu sehn war. Zusätzlich verteilten Mitglieder der SDAJ Flyer ihrer bayernweiten Kampagne mit dem passenden Titel "Beckstein stoppen!" ( https://beckstein-stoppen.de/ ). Beckstein selber fiel es deutlich schwer die Proteste zu übertönen, ausserdem bewirkten diese, dass sie der Themenschwerpunkt in Becksteins Rede werden sollten. Beckstein schimpfte nun fast ausschliesslich in Richtung der angewachsenen Zahl und inzwischen nicht mehr nur jugendlichen Demonstranten B.:"Wer eine andere Veranstaltung stört, sollte sich schämen. Er verwirkt das Recht eines Demokraten, das gilt auch für die Mädchen, die mitmachen“... Eine Sprecherin der Antifaschistische Linke Fürth (ALF) entgegnete auf die Vorwürfe Becksteins, es sei nur legitim solchen Extremisten es so schwer wie möglich zu machen, sich öffentlich zu äussern. Wer Kinder abschiebt, Kriege befürwortet, Menschen massenweise in Armut und Verzweiflung stürzt und zu guter Letzt das kapitalistische System so penetrant fördert, wie die CSU hat das Recht verwirkt toleriert zu werden!" Dies war wohl auch der Grund das nicht auf Becksteins Angebot nach der Veranstaltung zu diskutieren eingegangen wurde. Dieser hatte sein Verständniss von Demokratie noch einmal damit unterstrichen indem er wiederholt dafür plädierte, das es für Bayern das beste sei wenn NUR die CSU gewählt würde... Ganz in der Tradition seines Vorgängers Stoibers, der es vor längerem noch deutlicher auf den Punkt brachte:"Wir brauchen keine Opposition, denn wir sind schon Demokraten!" Alles in allem hatten die DemonstrantInnen mit wenig Leuten und sichtlichem Spass viel Erfolg.
SPAMSTOPP.antifa-fuerth@web.de http://https://www.beckstein-stoppen.de/

Fürther vertrieben Beckstein
SDAJ Fürth 19.08.2008 - 09:04
Wie die Fürther Nachrichten heute berichteten war Beckstein durch die Proteste gezwungen seinen Auftritt in Fürth zu verkürzen. Außerdem versagte ihm in Oberasbach die Stimme so dermaßen, da er in Fürth versuchte die Gegendemonstraten zu übertönen, das er den Besuch des Milbenwegs nicht mehr wahrnehmen konnte. Gegenüber der Presse äußerte er seine Wut über die SDAJ und die anderen Störer da diese ihn auch bereits in Oberasbach mit 2 Transparenten erwartete.

Montag, 4. August 2008

Kriegspropagandaspektakel in Nürnberg

organisierte autonomie (OA) 04.08.2008 22:38 Themen: Militarismus
Am 30. Juli fand in der Nürnberger Innenstadt auf dem Sebalder Platz ein Rekrutengelöbnis statt. 135 wehrpflichtige Rekruten aus dem in Kümmersbruck bei Amberg stationierten Logistik-Batallion gelobten im Rahmen dieser Kriegspropagandashow ihre Bereitschaft für Volk, Vaterland, und somit für die Interessen der herrschenden Klasse in den Krieg zu ziehen. Begleitet wurde das militaristische Spektakel von Protesten unterschiedlicher Teile der Anti-Kriegs Bewegung. Es fanden verschiedene Kundgebungen statt, u.a. vom Nürnberger Friedensforum, den Ärzten für Frieden und soziale Verantwortung. Auch ein Batallion der Rebel Clowns Army machte die Nürnberger Innenstadt unsicher und das Schülerbündnis Nürnberg unterhielt überraschte PassantInnen mit einem Improtheater zum Thema Krieg. Im Rahmen einer Kundgebung der Organisierten Autonomie fand ein öffentliches Versprechen gegen Krieg statt. s.u.
Vor 14 Jahren verabschiedete sich mit dem Abzug des Transport-Batallions 270 die Bundeswehr von der Stadt Nürnberg. Zurück blieb nach dem letzten Zapfenstreich lediglich ein sogenanntes Verbindungskommando aus 12 Reservisten. Dass nun extra Wehrpflichtige heran gekarrt wurden, um diese öffentlich zur Show zu stellen, war staatlicherseits geplant und kann sicherlich nicht als lokales Problem betrachtet werden. Die Kriegspropagandashow in Nürnberg ist kein isolierter Einzelfall. Landauf landab ziehen derzeit Rekrutierungstrupps der Bundeswehr durch Arbeitsagenturen, Bundeswehrkapellen spielen auf öffentlichen Plätzen, immer häufiger tauchen SoldatInnen im Unterricht an Schulen auf und selbst Kinderfeste und Tierheime werden in einigen Städten nicht von den Propaganda-Batallionen verschont. Und auch die Rekrutengelöbnisse werden immer häufiger in der Öffentlichkeit zelebriert. Mit diesen Aktivitäten soll das schlechte Image des Militärs aufpoliert werden und angesichts der mangelnden Zustimmung der Bevölkerung zu den Kriegseinsätzen in Afghanistan und anderswo nationalistische Stimmung gemacht werden. Die Bevölkerung soll sich an die Gegenwart der Bundeswehr gewöhnen und für die immer aggressiver werdende militarisierte Außenpolitik der BRD gewonnen werden.

Es geht wie immer in der Geschichte darum, die Bevölkerung als national denkenden Block hinter der, ausschließlich an den Interessen des Großkapitals orientierten, Kriegspolitik zu vereinen. Es soll zusammen geschweißt werden, was nicht zusammen gehört. Wir sollen mitmarschieren, aktiv oder zumindest im Geiste, wenn deutsche Soldaten den Profitinteressen der Banken und Konzerne durch Bomben und Kugeln und über die Leichen der Opfer hinweg den Weg ebnen.

Wo derart Wichtiges im Schilde geführt wird, dürfen selbstverständlich auch die großen Redner, die Propagandisten der herrschenden Klasse nicht fehlen. So wunderte es niemanden, dass mit dem CSU-Ministerpräsidenten Günter Beckstein und dem Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD), das bekannte fränkische Duo als Redner an den Start ging.

An einer von der Organisierten Autonomie initiierten Kundgebung auf dem Platz vor der Lorenzkirche, die überwiegend von Gruppen aus der radikalen Linken unterstützt wurde, beteiligten sich im Vorfeld des Militärspektakels ca. 150 Personen. Es gab Redebeiträge und kulturelle Darbietungen. Highlight der Kundgebung war das gemeinsame "Öffentliche Versprechen gegen ihren Krieg".
Die TeilnehmerInnen versprachen mit dem gemeinsamen lautstarken Sprechen des unten stehenden Textes, sich der Kriegspolitik für jetzt und immer zu verweigern.

Öffentliches Versprechen gegen ihre Kriege:

- Nie wieder Krieg - haben die Gefangenen des KZ Buchenwald geschworen, nachdem sie sich gegen Ende des verbrecherischen 2. Weltkrieges selbst befreiten.
- Nie wieder Krieg - sagten auch die NürnbergerInnen, leider erst nachdem ihre Stadt nach der Niederlage des faschistischen 3. Reichs zerstört war.
- Nie wieder Krieg - sagen auch wir hier und jetzt, in einer Zeit in der deutsche Soldaten wieder Krieg führen. Wir sagen es angesichts der Tatsache, dass sich Bunde4swehrsoldaten an der Besetzung Afghanistans beteiligen und im Namen so genannter nationaler Interessen, die sicher nicht die ihren sind, Menschen töten oder selbst getötet werden.

Wir geloben denen Nix
WIr versprechen ihnen stattdessen den Gehorsam zu verweigern!

- Wir versprechen uns niemals von der Kriegspropaganda, den nationalistischen Parolen und militaristischen Spektakeln einfangen zu lassen und die Beteiligung an den Kriegseinsätzen der Mächtigen stets zu verweigern, unter welchem Vorwand diese auch immer geführt werden!
- Wir werden niemals die Waffen für die Interessen der global agierenden Konzerne und Banken erheben. Wir versprechen niemals für die Profitinteressen einer Minderheit in den Krieg zu ziehen, niemals für ihre Gier nach Öl, Rohstoffen und anderen Ressourcen die Bevölkerung anderer Länder zu überfallen und deren Blut zu vergießen!
- Niemals wollen und werden wir ihre Kriege, die nicht die unseren sind, in irgendeiner Form unterstützen. Wir versprechen stattdessen ihre verbrecherischen Kriege mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln zu bekämpfen!
- Wir versprechen über alle Grenzen der bestehenden Nationalstaaten hinweg, den ArbeiterInnen, Angestellten, Erwerbslosen, SchülerInnen und StudentInnen unsere internationale Solidarität
- Wir versprechen, uns über alle Grenzen hinweg, zusammen, heute und in der Zukunft, für eine andere Welt, eine Welt ohne Kriege, ohne Ausbeutung und Unterdrückung einsetzen.
- Dieses unser Versprechen soll unser Leben lang gelten

Im Anschluss der Kundgebung machten sich alle AktivistInnen auf den Weg, um dem öffentlichen Kriegspropagandaspektakel einen Besuch abzustatten und mit den TeilnehmerInnen der anderen Anti-Kriegs Aktivitäten den Protest fortzusetzen. Der Sebalder Platz wurde bereits mittags mehr als weiträumig abgeriegelt. An ein Durchkommen war nicht zu denken. Selbst für viele der wenigen nicht, die wirklich der militaristischen Propagandashow beiwohnen wollten. Neben den immensen Pfeifkonzerten, die aus allen Himmelsrichtungen von den Absperrungen über den Gelöbnisplatz hallten und die Reden wie auch das Gelöbnis selbst akustisch untermalten, gelang es drei Personen im abgesperrten militärischen Sicherheitsbereich (ja, der hieß wirklich so) selbst aktiv zu werden. Während der Zeremonie erhoben sie das Wort und empfahlen: "Soldaten, verweigert das Gelöbnis!"

Fazit der OA: Protest lohnt sich. Bereits die Ankündigung verschiedener Anti-Kriegs Aktivitäten versetzte die Organisatoren der Kriegspropagandashow scheinbar derart in Angst und Schrecken, dass sie das ursprünglich öffentlich geplante Gelöbnis so verbarrikadierten, dass die Öffentlichkeit faktisch ausgeschlossen blieb. Ein öffentliches Gelöbnis ohne Öffentlichkeit ist ein nicht-öffentliches Gelöbnis. Dies betrachten wir als gemeinsamen Erfolg aller KriegsgegnerInnen, die an diesem Tag aktiv waren.
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