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Montag, 1. September 2008

Besserscheitern: Hansa vs. Aachen - 1:0

besserscheitern 25.08.2008 19:00 Themen: Antifa Kultur
Indymedia ist nicht unbedingt für kompetente Spotberichterstattung bekannt und das wird es wohl in Zukunft auch nicht werden. Heute geht es dennoch mal um Sport.

Quelle: Suptras.de

Ich sage ständig Dinge um meine Haltung zu einem Ereignis, zu Einstellungen und Überzeugungen oder meine Verständnis von einem Thema zu begründen. Dabei möchte ich, dass meine Aussage als eine „gute“ und zutreffende Aussage verstanden wird – man könnte sagen ich will gerne auf der richtigen Seite stehen. Das ist sehr problematisch, denn Kommunikation funktioniert so einfach nicht. Ich will, dass mein Gegenüber sieht, dass ich Recht habe und wie reflektiert ich bin. Aber ich habe dabei viel zu selten reflektiert, dass ich mein Gegenüber mit meiner Begründung in Frage stelle.
Ich habe mich in den letzten Jahren mit vielen verschiedenen Aspekten und Facetten von Fußball im Allgemeinen und Hansa im Besonderen beschäftigt, aber ich war nie dort wo alles zusammentrifft, ich war nie im Stadion. Ich habe gesagt: Ich gehe nicht ins Stadion, denn ich weiß, dass ich es lieben würde in der Masse aufzugehen und mich von ihr treiben zu lassen. Ich wollte mit diesem Satz zeigen, dass ich aufgeklärt bin und war doch nicht aufgeklärt genug, um zu verstehen, dass dieser Satz auch sagt: Du gehst da hin, hast nicht nur Spaß, sondern bist begeistert durch die Masse und deshalb bist du nicht reflektiert und aufgeklärt. Ich wollte - um es mal runter zu brechen - cool dastehen und habe verpennt das der Satz aber auch meine Freunde beleidigt.

„Unsere Leidenschaft ist ihnen rätselhaft“

– Der Satz ist ein Zitat von Tocotronic, den sich Ultras bei Hansa auf Stickern und Bannern zu eigen gemacht haben. Aufzuhören meine Freunde zu beleidigen, heißt sich damit zu beschäftigen, was sie begeistert. Ich muss mich also anders mit der rätselhaften Leidenschaft beschäftigen als bisher. Das habe ich am vergangenen Sonntag gemacht.
Irgendwann während des Spiels sind all diese Überlegungen, die ich hier gerade vorangestellt habe durch meine Kopf gegangen. Doch nun zur entscheidenden Frage: Ja, ich fand es gut. Ich hatte Gänsehautmomente und Adrenalinausschüttungen und ich habe mich über das Tor gefreut.
Mein Leben hat sich nicht drastisch verändert, aber ich habe angefangen mich selbst zu bemühen dahinterzukommen was Klischee und was Realität ist. Man kann es kurz fassen. Jedes Klischee über Hansa wird man im Stadion auch wiederfinden. Aber damit erschließt sich eben nicht alles bzw. darin erschöpft es sich nicht. Sicherlich gibt es Nazis, die ins Stadion gehen (wo gibt es sie nicht?). Es gibt aber auch Genossen, die mit einem dicken fetten Antifa Logo auf der Brust in 27A stehen. Und vermutlich ist dieses „auch“ in dem vorherigen Satz völlig fehl am Platz, weil nirgendwo sonst so viele Genossen auf einem Haufen stehen wie dort. Es gibt den vorpommerschen Kuttenidiot der Affengeräusche anstimmt, wenn ein Verteidiger mit dunkler Hautfarbe den Angriff von Hansa zum Stehen bringt. Es gibt aber auch die Möglichkeit zu dem rassistischen Arschloch zu gehen und ihm eine Ansage zu machen, man muss es nur tun. Und wer darauf verzichtet eine Uffta mitzumachen, die darauf abzielt Cottbus als „schwule Lausitzer“ zu bezeichnen um sie zu beleidigen, dem kann wohl kaum vorgeworfen werden, er würde unrettbar in der Masse aufgehen und seine Individualität opfern.
Und vielleicht sehen wir uns ja bald öfter dort...

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