NEIN! Wir lassen uns nicht verdrängen!

Dienstag, 9. Dezember 2008

Athens is burning

Am Samstag den 6. Dezember wurde der 15jährige Alexis Grigoropoulos von einem Polizisten in Athen erschossen. Die Erschießung von Alexis fand statt vor dem Hintergrund zahlreicher politischer Auseinandersetzungen. Der größte Teil der griechischen Gefangenen befand sich bis vor kurzem in einem Hungerstreik für bessere Haftbedingungen, an den Universitäten des Landes brodelt die Unruhe und am Mittwoch beginnt ein schon länger angesetzter Generalstreik gegen die Politik der Regierung. Ein Ort wo viele solcher Kämpfe zusammentreffen ist der Athener Stadtteil Exarchia. Als ein Streifenwagen der Polizei dort am Samstag mit Steinen beworfen wurde, hat ein Beamter seine Pistole gezogen und dreimal geschossen. Eine Kugel traf Andreas in die Brust, er starb noch auf dem Weg ins Krankenhaus. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Polizisten der abgedrückt hat Totschlag vor. Er selbst sagt es waren Warnschüße. Wir sagen es war Mord! In ganz Griechenland ist es daraufhin zu Protesten gekommen. Universitäten wurden verbarrikadiert, Verkehrswege blockiert und mehrere große Demonstrationen fanden statt. In fast allen Landesteilen Griechenlands bleiben die Schulen aus Protest gegen die Ermordung von Andreas geschlossen. Innenminister Prokopis Pavlopoulos und sein Stellvertreter haben ihren Rücktritt angeboten, aber Ministerpräsident Konstantinos Karamanlis lehnte ab. Der Protest geht weiter, entwickelt sich zur Revolte und deren findet sich auch in anderen europäischen Städten wieder. In London und Berlin wurden Botschaften besetzt und in vielen Städten gibt es Solidaritätsdemonstrationen. In Athen wurde auf uns alle geschossen! Wir sind wütend und bestürzt über die Schüsse in Athen. Wir sehen darin keinen Einzelfall und auch kein überreagieren eines einzelnen Beamten, sondern einen roten Faden der Repression welcher von Genua über Göteborg nach Athen reicht. Der Einsatz von Schußwaffen gegen Demonstrant_innen ist kein Einzelfall. Wir erinnern uns z.B. an die G8/ASEM Demonstration, während der ein Polizist in Hamburg seine Pistole zog. Vom Hamburger Innensenator gab es für diese letzte Maßnahme unmittelbar vor dem Schuss volle Rückendeckung: Der Polizist habe gemäß seiner Einsatzvorschriften gehandelt. Der SPD reichte selbst das nicht: Sie fordert mehr „Härte gegen linke Straftäter“ und hetzt gegen politische Bewegungen. Dieser Zynismus hat seine blutige Entsprechung in Exarchia gefunden. Die Schüsse auf Alexis sind Ausdruck und Spitze einer europaweit zunehmenden Repressionsspirale die zunehmend mehr Tote fordert. Unter dem Stichwort der Inneren Sicherheit werden Gesetze verschärft und die Überwachung totalisiert. Werden Flüchtlinge an den Außengrenzen in den Tod getrieben, werden vermeintliche Dealer mittels Brechmitteln ermordet, wird auf diejenigen die diese Verhältnisse angreifen scharf geschossen. Alexis war nicht unschuldig. Er war schuldig für ein besseres Leben eingetreten zu sein. Er ist wie wir ein „Rebell ohne Grund“, weil die kapitalistische Wirklichkeit uns Grund genug zur Auflehnung und Revolte ist. Weil wir die Rationalität und vermeintliche Sachlichkeit der heimgekehrten Cohn-Bendits und Joschka Fischers verachten. Einen Frieden mit einem System das weltweit Armut, Krieg und Ausbeutung exportiert. Wir lehnen uns auf, weil wir ein Leben leben wollen, dass diesen Namen verdient. Alexis ist uns Freund und Weggefährte. Er ist nicht verschwunden, sondern anwesend. In unseren Kämpfen, unserem Begehren, der Explusion unserer Wut. Sein Name hallt, wie die Schüsse die ihn getötet haben, von den Wänden der Städte. Man hört seine Schritte in den Straßen. Sie erzählen von unserem und seinem Trotz nicht klein beizugeben. Dem Mut und der Notwendigkeit dem vermeintlich Unabänderlichen zu widersprechen und ein für allemal in Richtung einer gerechteren Welt in Bewegung zu geraten. Einer Welt die Unterdrückung und Ausbeutung, Sexismus und Rassismus nicht als gegeben hinnimmt, sondern die den Aufstand probt. Einem Alltag der sich von Kapitalismus und Lohnarbeit befreit. Der jeden Tag aufs neue die falschen Wahrheiten und Normen die wir vorfinden in Frage stellt. Regierung stürzen! Wir sind an der Seite der hungerstreikenden Gefangenen in Griechenland, der kämpfenden Stundent_innen, der Streikenden in den Fabriken, Büros und Läden. Wir sind auf der Straße mit den Autonomen in Exarchia und den Schüler_innen die ihre Schulen besetzen. Wir sind an der Seite aller dieser Menschen weil unsere Sehnsucht nach Veränderung sich auf der Straße trifft. Weil die Welt ein Dorf ist und wir mittendrin. Weil Regierung stürzen auf griechisch das selbe meint. Wir die selbe Sprache sprechen, die gleichen Lieder mögen und das Glas bei den hohen Tönen splittert.
Hören wir nicht mehr auf schreien!


ALEXIS PRESENTE!

NO JUSTICE, NO PEACE!

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